„This Is Me... Now“

Jennifer Lopez: Wo die Liebe zweimal hinfällt

Musik
13.02.2024 09:00

Zehn Jahre nach ihrem letzten Album kehrt die Latin-Pop-Queen Jennifer Lopez mit „This Is Me... Now“ auf die musikalische Bildfläche zurück. Darauf referiert sie über die wiedergewonnene Liebe zu Ben Affleck und versucht musikalisch den Bogen zu ihren besten Tagen zu schlagen. Ein schwieriges Vorhaben, das zumindest zu Teilen gelingt.

(Bild: kmm)

Was wären die 2000er-Jahre ohne J. Lo gewesen? Die New Yorkerin dominierte das Unterhaltungsbusiness auf der Bühne, in den Charts und auf der Leinwand. An Songs wie „Love Don’t Cost A Thing“, „All I Have“ oder „Jenny From The Block“ gab es kein Vorbeikommen. In Amerika und in Europa stürmte sie mit Alben und Singles die Charts, bis heute hat sie rund 80 Millionen Alben verkauft und natürlich auch einen Stern am Hollywood Walk Of Fame bekommen. Nebenbei prägte sie die eher dürren Hollywood-Jahre mit Filmen wie „The Wedding Planner“, „Gigli“ oder „Shall We Dance?“. Dazu noch die private Umtriebigkeit. Die erste Ehe mit einem Kellner dauerte elf Monate, eine Beziehung mit Sean Combs aka Puff Daddy schon fast eineinhalb Jahre. Ein Tänzer ihrer Show hielt kurz darauf nicht mal ein Jahr an der Seite der Powerfrau durch. Nur Schmusesänger Marc Anthony wusste J. Lo Temperament im privaten Bereich in die richtigen Bahnen zu lenken und feierte eine knappe Dekade glückselige Zweisamkeit.

Kredibilität eingebüßt
In den 2010er-Jahren ging es sukzessive bergab. 2013 geriet Lopez ins Kreuzfeuer der Kritik, weil sie sich fürstlich für einen Auftritt beim turkmenischen Diktator Gurbanguly Berdimuhamedow bezahlen ließ und dann eher halbherzig zurückruderte. Für ihre mediokren Auftritte in Filmen wie „Was passiert, wenn’s passiert ist“ oder „The Boy Next Door“ gab es Goldene-Himbeeren-Nominierungen für die „schlechteste Schauspielerin“, ihre Alben mäanderten zunehmend in der Beliebigkeit, bis sich J. Lo 2014 mit „A.K.A.“ in den damals schon nicht mehr so populären EDM-Dance-Pop verstieg und damit auch mit den treuesten Fans jegliche Form von Kredibilität einbüßte. Doch die Kämpfernatur aus der Arbeiterschicht wusste stets im richtigen Moment von den Scheintoten zurückzukehren. Etwa als sie sich 2015 für ein paar umjubelte Las-Vegas-Residency-Konzerte verpflichten ließ, mit Shakira 2020 eine atemberaubende Football-Halftime-Show auf die Bretter legt oder bei Joe Bidens Inauguration als US-Präsident 2021 den peinlichen Despoten-Auftritt von einst vergessen machte.

In den letzten Jahren tauchte J. Lo verstärkt aus Gossip-Gründen in den Medien auf. Meist, weil man sich wundert, wie die mittlerweile 54-Jährige scheinbar allen physikalischen Gesetzen und jedweden Alterserscheinungen trotzt, oder wie es ihr im zweiten, wesentlich geruhsameren Teil der „Bennifer“-Geschichte geht. Für Unwissende: Diese Begriffsmischkulanz setzt sich zusammen aus Jennifer Lopez und Schauspieler Ben Affleck. Die beiden hatten sich schon vor 20 Jahren innig geliebt, aus den Augen verloren und jetzt wiedergefunden. Lopez‘ Ehe Nummer vier wurde mit Affleck im Juli 2022 geschlossen und gleichbedeutend mit ihrem privaten Glück geht auch das musikalische Comeback einher. Ihr erstes Studioalbum seit geschlagenen zehn Jahren nennt sich „This Is Me… Now“ und ist eine in 13 Songs gegossene, autobiografische Erzählung über Liebe, Leid und Leidenschaft in der wiedergefundenen Zweisamkeit.

Gelungener Start ins Comeback
Wer jetzt die Brücke in die Vergangenheit schlägt, liegt vollinhaltlich richtig. 2002 erschien Lopez‘ Erfolgswerk „This Is Me… Then“, eroberte die Charts und hatte auch schon die Liaison mit Affleck ins Zentrum gestellt. Exakt 20 Jahre nach Veröffentlichung des Werkes verkündete J. Lo einst über ihre Social-Media-Kanäle, dass ein konzeptionell loser Nachfolger in Aussicht sei - eineinviertel Jahre später ist es nun endlich so weit. Die Anfang Jänner veröffentlichte Single-Auskoppelung „Can’t Get Enough“ überzeugte mit allen Vorzügen, die Lopez vor zwei Dekaden zu einer der größten Pop-Künstlerinnen der Welt gediehen ließ: ein flotter Beat, eine selbstbewusste, sich im Rampenlicht sonnende Frau, die toughe Texte singt und damit eine Vorbildwirkung für ihrer Hörerinnen einnimmt. „This Is Me… Now“ folgt der klassischen Erzählstruktur des Stars, der bereits durch alle Höhen und Tiefen ging, an den Niederschlägen wuchs und mit dazugewonnener Reife ein neues Kapitel im Leben aufschlägt.

Die Songs sind zuweilen eingängig und durchaus bewusst im Retro-Stil gehalten. „To Be Yours“, ein in Töne gegossenes Mahnmal für Zusammenhalt in der Beziehung, baut auf 90er-Jahre-Hip-Hop-Beats und hochgepitchte Vocals. Die Hip-Hop-Latin-Referenzen funktionieren im Großen und Ganzen am besten. Hervorstechend hört man sie auf „Not Going Anywhere“, „Rebound“ und das anfangs etwas sperrige „Hearts And Flowers“. Kitschige Disney-Süße versprüht dafür das spätpubertäre „Mad In Love“, auf dem sich J. Lo ein bisschen zu sehr auf die eigene Post-Teenager-Phase versteift und sich eher peinlich präsentiert. Dazwischen gibt es sehr viel R&B, eine Trompete, ein paar sanfte Piano-Einlagen und mit „Broken Like Me“ eine stimmstarke Ballade, auf der Lopez gerne die Grandezza einer gediegenen Lady Gaga erreichen möchte, sich aber naturgemäß leicht dabei verhebt.

Es fehlen die Hits
Neben dem Albumtitel gibt es mit „Dear Ben Pt. II“ auch noch einen Nachfolgesong des ersten, 2002 veröffentlichten Teils, der natürlich rein der Liebe und Zuneigung zu ihrem ewigen, zwischenzeitlich schmerzhaft verlorenen Mann fürs Leben gilt. Bei Textzeilen wie “When I think you’ll let me down, you lift my hopes/ If I try to pull away, you pull me close“ spürt man die Achterbahnfahrt des gemeinsamen Lebens zu jeder Zeit heraus. Wie es im Streaming-Zeitalter üblich ist, hat J. Lo dem Album auch einen auf Amazon ausgestrahlten Kurzfilm beigestellt, der das Konzept mit - no na - Ben Affleck, Post Malone, Kim Petras, Sofia Vergara oder Jennifer Lewis auch noch einmal visuell in Szene setzt. „This Is Me… Now“ ist ein grob gesehen geglücktes Comeback, das aber nicht an die Glanzleistungen der alten Tage heranreicht und zu wenig Hit-Charakter versprüht. Ein Gesamtkonzept als Verbildlichung der Reife Lopez‘ ist gelungen, bei der gegenwärtigen weiblichen Pop-Konkurrenz wird ihr neuntes Werk aber nicht allzu lange in Erinnerung bleiben.

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