Neue Kriegstaktik
Selenskyj baut um: Der nächste General muss gehen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitag eine weitere Neubesetzung im Zuge seines Armee-Umbaus bekannt gegeben. Generalmajor Anatolij Barhilewytsch werde neuer Generalstabschef, teilte der Staatsführer in seiner abendlichen Videoansprache mit.
Barhilewytsch folge auf Serhij Schaptala. Die Ernennung sei auf Vorschlag des neuen Oberbefehlshabers Olexander Syrskyj erfolgt. Barhilewytsch sei „eine erfahrene Person, die Verständnis für die Aufgaben in diesem Krieg und die Ziele der Ukraine hat“, sagte Selenskyj.
Seine Ansprache zum Nachhören:
Nach wochenlangen Spekulationen hatte Selenskyj am Donnerstag die Abberufung des bisherigen Armeechefs Waleri Saluschnyj bekannt gegeben. Der Schritt war erwartet worden, nachdem Saluschnyj im November öffentlich Kritik an dem Präsidenten geübt hatte. Dieser begründete den Wechsel mit dem Misserfolg der Offensive im Vorjahr.
Ablösung von Generalmajor war absehbar
Saluschnyj gilt im Land und auch innerhalb der Armee als äußerst angesehen. Sein Nachfolger Syrskyj darf sich aber mit den spektakulärsten Erfolgen des Krieges schmücken, der Verteidigung Kiews in der Anfangsphase der russischen Aggression sowie der spektakulären Gegenoffensive in der Region Charkiw im Spätsommer 2022.
Schaptalas Abberufung ist keine Überraschung, galt er doch als Vertrauter Saluschnyjs. Dieser hatte Ablösegerüchte vor wenigen Tagen angeheizt, indem er zu Schaptalas Geburtstag ein gemeinsames Foto veröffentlichte. „Für uns wird es noch sehr schwer werden, aber niemand wird sich für etwas schämen müssen“, schrieb er zu der Aufnahme.
Neuer Chef, neue Taktik
Syrskyj will zur Abwehr der russischen Invasion den Einsatz unbemannter Waffensysteme und die elektronische Kriegführung ausbauen. Das sei ein Baustein für einen Sieg in dem Befreiungskampf, schrieb der Generaloberst am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram. „Nur die Veränderung und ständige Verbesserung der Mittel und Methoden der Kriegsführung wird es uns ermöglichen, diesen Weg erfolgreich zu beschreiten.“
Als ebenso wichtig bezeichnete er die schnelle und passgenaue Versorgung der Truppen an der Front mit den gelieferten ausländischen Rüstungsgütern. „Das Leben und die Gesundheit der Soldaten waren und bleiben der wichtigste Wert der ukrainischen Armee“, schrieb Syrskyj. Er trat für eine Rotation der Truppen zwischen Kampfeinsätzen und Ruhe- und Ausbildungsphasen ein. Dafür müsse ein Gleichgewicht gefunden werden.
Hohe Erwartungen
Die Erwartungen an den neuen Oberkommandierenden sind hoch. Der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, sagte im ukrainischen Einheitsfernsehen, dass Syrskyj etwa eine Bestandsaufnahme machen müsse, weil von einer Million für den Krieg mobilisierten Soldaten nur etwa bis zu 300.000 im Einsatz gewesen seien. Es müsse geklärt werden, wer wo eingesetzt sei. Erst danach könne gesagt werden, wie viele Rekruten noch nötig seien, sagte Podoljak.
Viele Soldaten sind demnach weit vom Krieg entfernt. Geklärt werden müsse auch, wie jene, die bereits seit fast 24 Monaten im Kampfeinsatz seien, durch Rotation ersetzt werden.
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