Fälle von Masern nehmen in Österreich zu - mittlerweile sind schon fast 55 Erkrankungen an dem hoch ansteckenden Virus in sechs Bundesländern bestätigt. Die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) warnt: Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Anstieg der Masernfälle in Europa alarmierend. Gab es im Jahr 2022 noch 941 Fälle, waren es im Vorjahr bereits mehr als 30.000 Fälle in den Ländern der Europäischen Union. Und dieser „besorgniserregende“ Trend setze sich auch 2024 fort.
Österreich ist neben Rumänien das Land, in dem die meisten Erkrankungen gemeldet wurden.
2023 wurden laut AGES 186 Fälle gemeldet. Heuer finden sich mit Stand 9. Februar schon 55 bestätigte Fälle im epidemiologischen Meldesystem (EMS). Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen, so die AGES. Österreich sei damit auf dem besten Weg, wieder Spitzenreiter in Europa zu werden, berichtete das Ö1-„Morgenjournal“ am Montag.
Masern könnten bei hoher Durchimpfungsraten ausgerottet werden
Mit entsprechend hohen Durchimpfungsraten könnte das Masernvirus ausgerottet werden. Dafür müssten aber 95 Prozent der Bevölkerung immun sein. Derzeit sind es aber nur 80 bis 90 Prozent der Kleinkinder, und von den Unter-Zehnjährigen verfügen demnach rund 30.000 über keinen ausreichenden Impfschutz.
Jeder Tausendste Patient mit lebensbedrohlicher Gehirnentzündung
Dabei treten bei 20 von 100 Fällen Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- und Lungenentzündung auf, warnt die AGES. Bei etwa einem von 1000 Erkrankten komme es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung. 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt kommen und nicht immun sind, stecken sich an.
Virologe: „Alles spricht fürs Impfen“
Die Masernimpfung erfolgt als Kombinationsimpfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR). Empfohlen sind zwei Impfungen ab dem vollendeten 9. Lebensmonat. „Derzeit werden viele Kinder in Österreich zu spät geimpft“, so die AGES, und immer mehr auch gar nicht. „Die Impfung ist eine sichere Impfung und wenn man sich die Zahlen anschaut, spricht hier alles fürs Impfen, weil einfach das Risiko durch eine Wildvirusinfektion hier so hoch ist“, betonte der Virologe Lukas Weseslindtner, Leiter des nationalen Referenzlabors für Masern, Mumps und Röteln der MedUni Wien, im ORF-Interview.
Weseslindtner sprach von einem sehr gefährlichen Virus, das „uns von Kopf bis Fuß schädigt“ - vom Gehirn über die Atmungsorgane bis zum Immunsystem. Daher sei „jeder Fall einer zu viel“, zudem würden aktuelle Analysen zeigen, „dass diese Viren, die wir da nachweisen, sich genetisch bereits unterscheiden. Das heißt, es ist nicht ein Ereignis, nicht eine Hochzeit oder ein Fußballspiel, sondern es sind mehrere Brandherde von verschiedenen Viren, und da dieses Virus sehr, sehr ansteckend ist, kann es sich jetzt, sofern nicht ausreichend Menschen immun sind, rasant verbreiten“.
Kurzes Zeitfenster für Nachimpfungen
Zu den Chancen, die Verbreitung noch einzudämmen, meinte der Experte: „Jetzt müssen Amtsärztinnen und Amtsärzte sehr schnell Menschen, die erkrankt sind, befragen, welche Menschen mit diesen Erkrankten in Kontakt gekommen sind, und wenn die nicht immun sind, hat man nur ein ganz kurzes Zeitfenster, diese Menschen nachzuimpfen.“
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