Brauchtum und Glaube

Fakten zum Aschermittwoch: Darum gibt es Hering

Steiermark
14.02.2024 06:00

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die, wenn man die Sonntage nicht mitzählt, 40 Tage bis Ostern dauert. Was gläubige Steirer zur traditionellen Zeit des Verzichts wissen müssen.

Heute beginnt die Fastenzeit, die auf einer langen Tradition beruht und voller Symbolik steckt. Der steirische Kirchenexperte Karl Veitschegger kennt die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum dauert die Fastenzeit 40 Tage?
Das erinnert daran, dass Jesus — so die Evangelien — 40 Tage gefastet hat, ehe er an die Öffentlichkeit trat. Die Symbol-Zahl 40 bedeutet in der Bibel Reinigung, Bewährung, Reifung, Gottesbegegnung.

Woher kommt der Name Aschermittwoch?
Der Name Aschermittwoch kommt vom Aschenritus jenes Tages. Sich Asche auf das Haupt zu streuen, galt nicht nur im Judentum, sondern auch bei anderen Völkern der Antike als ausdrucksvolle Geste der Klage. So entstand die altkirchliche Sitte, dass öffentliche Sünder im rauen Gewand und mit Asche bestreut („in Sack und Asche“) am Aschermittwoch ihre Bußzeit antraten.

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Heute beginnt die Fastenzeit, die, wenn man die Sonntage nicht mitzählt, 40 Tage bis Ostern dauert. Mein Tipp: Gönnen Sie sich einen Verzicht. Es tut Ihnen gut!

Grazer Theologe Karl Veitschegger

Welche Symbolik verbirgt sich hinter der Asche?
Das Aschenkreuz, das den Gläubigen heute in der Kirche (und neuerdings auch auf offener Straße) auf die Stirn gezeichnet wird, erinnert an diesen alten Ritus. Asche ist Symbol für Vergänglichkeit, aber auch Reinigung (früher als Reinigungsmittel verwendet) und Fruchtbarkeit (früher als Dünger verwendet). Heute ist es für katholische Christen ein freiwilliges, aber immer noch eindrucksvolles Zeichen der Hinwendung zu Jesus Christus und seiner Botschaft: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Wieso essen viele Steirer heute Heringschmaus?
Der Heringschmaus erinnert daran, dass früher in der Fastenzeit kein Fleisch und keine tierischen Produkte gegessen wurden — außer Fische und Meerestiere, weil das die Kost armer Leute war. Heute sind Fischspeisen ein Zeichen von Luxus - und nicht mehr von Verzicht und Bescheidenheit.

An welchen Tagen ist Fleisch absolut tabu?
Gesunde katholische Erwachsene sollen wenigstens an zwei Tagen (Aschermittwoch und Karfreitag) „streng fasten“. Das heißt: kein Fleisch und nur eine sättigende Mahlzeit am Tag!

Unchristliche Schwindeleien
Kreative Mönche „fasteten“ mit Bier

Die strenge Fastenzeit nach den ausgelassenen Fastnachtsfeiern war seit der Spätantike Bestandteil des christlichen Festtagskalenders. Im Mittelalter war den Gläubigen nur eine einzige Mahlzeit am Tag erlaubt. Diese durfte nicht aus tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern bestehen.

Auch dem Alkohol sollte man abschwören - weitgehend, denn Bier war viel gesünder als das oft verunreinigte Wasser. Fische, Hühner und Gänse durften verzehrt werden, auch Krebse und Muscheln. Schon früh gab es aber vom Papst ausgestellte Fastendispense für Kranke und Frauen. Die „Butterbriefe“ erlaubten etwa den Verzehr von Milchprodukten.

Ungewöhnliche Fastenspeisen: Schokolade, Biber und Bier. Trickreiche Mönche wussten die strengen Regeln oft zu umgehen, Päpste erteilten viele Ausnahmegenehmigungen. (Bild: Peter Tomschi)
Ungewöhnliche Fastenspeisen: Schokolade, Biber und Bier. Trickreiche Mönche wussten die strengen Regeln oft zu umgehen, Päpste erteilten viele Ausnahmegenehmigungen.

Für die Reichen war die Fastenzeit ohnehin kein Grund zur Beschränkung, man trumpfte mit teuren Importwaren wie Olivenöl, Feigen, Datteln, Rosinen, Mandeln und Zucker auf.

Die strengen Regeln förderten aber auch die Kreativität: So wurden Biber und Fischotter kurzerhand zu Fischen erklärt. Auch im Brunnen ertränkte Ferkel galten als Wassertiere. Beim Bier waren die mittelalterlichen Mönche besonders einfallsreich. Ihr extra starkes Fastenbier schickten sie dem Papst nach Rom. Als es dort ankam, war es (wie erhofft) verdorben, und das oberste Kirchenhaupt genehmigte das abscheuliche Gesöff als Fastengetränk. Die Klosterbrauereien erlebten daraufhin einen wahren Boom, denn täglich waren bis zu fünf Liter Starkbier erlaubt.

Ähnliches galt auch für exotische Schokolade, die als Getränk ebenfalls in den Klöstern verarbeitet wurde. Sie stand auch in ihrer süßen, festen Form nie auf dem Index, ein italienischer Kardinal empfahl sie anno 1682 sogar ganz offiziell als Fastenspeise.

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