Proteste gehen weiter

„Moralische Krise“ in Ungarn noch nicht vorbei

Ausland
13.02.2024 17:02

Während die Staatsspitze Ungarns nach dem Rücktritt der ungarischen Präsidentin Katalin Novák und dem Rückzug der ehemaligen Justizministerin Judit Varga aus dem politischen Leben den Pädophilie-Skandal als abgeschlossen wähnt, sehen zahlreiche Nichtregierungsorganisationen die „moralische Krise“ noch nicht beendet. Für Freitag ist die nächste große Kundgebung in Budapest angekündigt.

Unter dem Motto „Es reicht“ sollen die Bürger ihre Stimme für den Schutz der Opfer, für Transparenz, menschlichen Anstand und einen ehrlichen gesellschaftlichen Dialog erheben, zitierte das Onlineportal szmo.hu am Dienstag aus einer gemeinsamen Erklärung von NGOs und bekannten ungarischen Künstlern und Influencern. Es sei inakzeptabel, dass das ungarische öffentliche Leben aus Hetze, Hass und Charaktermord bestehe.

Staatschefin Katalin Novák bei ihrer letzten Rede vor dem ungarischen Volk (Bild: APA/AFP/Ferenc ISZA)
Staatschefin Katalin Novák bei ihrer letzten Rede vor dem ungarischen Volk

Für die Geschehnisse sei neben Novák auch Varga verantwortlich, betonten die Organisatoren. Laut dem Onlineportal hvg.hu soll die ehemalige Justizministerin den Begnadigungsantrag im Vorjahr zunächst nicht unterstützt, diesen jedoch nach Unterschrift der Staatspräsidentin letztlich gegengezeichnet haben.

Die Proteste gehen auch nach dem Rücktritt der ungarischen Präsidentin weiter. (Bild: AP)
Die Proteste gehen auch nach dem Rücktritt der ungarischen Präsidentin weiter.

Ungarischer Bischof gerät nun auch in den Fokus
Unterdessen gerät auch Zoltán Balog, leitender Bischof der Reformierten Kirche und Ex-Minister für Humanressourcen, unter Druck. Laut Medienberichten soll er eine Schlüsselrolle bei der Begnadigung des wegen Vertuschung pädophiler Straftaten verurteilten Endre K. gespielt haben. Er soll Novák vorgeschlagen haben, eine Amnestie zu gewähren. Das gute Verhältnis zwischen Novák und Balog sei bekannt, sie würde laut Insiderinformation „alles für ihn tun“, schrieb hvg.hu.

Zoltán Balog (Bild: AFP)
Zoltán Balog

Balog wies in einem Schreiben an die Leitung der Reformierten Kirche jegliche Schuld zurück. Der Begnadigungsantrag sei nicht seine persönliche Entscheidung gewesen, er habe ihn auch nicht eingereicht. Auch aus dem Büro der scheidenden Präsidentin hieß es, dass es weder mit Balog noch mit der Ehefrau von K. Treffen gegeben habe, wie zuletzt in Medienberichten lanciert worden war.

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