Ein Entertainment-Tempel der Extraklasse, ein komfortables Hotel, und das alles untergebracht in einem der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt - das ist die „MSC Meraviglia“. Ein Wunderwerk der Technik, wie auch der Name sagt.
Meraviglia heißt auf Deutsch Wunder, und die Eckdaten des Kreuzfahrtriesen sind beeindruckend: Fast 5700 Passagiere finden maximal auf dem 315 Meter langen Schiff Platz. Mit der 1600 Mann starken Besatzung ist die „MSC Meraviglia“ fast so groß wie die Kleinstadt Kitzbühel.
Wir testeten den Kreuzer auf einer neuen Route, weitab von den üblichen Mittelmeer-Rennstrecken: von New York nach Norden in die Neuengland-Staaten.
Schon die Ausfahrt vom Big Apple ist ein Erlebnis. In der Abenddämmerung leuchten die Wolkenkratzer besonders schön. Volle Konzentration herrscht auf der Brücke im 14. Stock des schwimmenden Hochhauses der MSC: Kapitän Maurizio Ruggiero verfügt über zwei kugelförmige, handgeformte Steuergeräte, die ihm totale Kontrolle über den Koloss verleihen. Diese übertragen jeden Befehl auf den Antrieb mit seinen beiden Propellern, der 52.000 PS ins Wasser bringt. Das Schiff kann mithilfe des Bugstrahlruders fast am Stand im Kreis gedreht werden.
Am 4. und am 12. Mai 2024 fährt die „MSC Meraviglia“ in einer 7-Tage-Kreuzfahrt zweimal Nova Scotia und Neuengland an. Dabei hält das Schiff in Newport, Boston, Saint John und Halifax. Diese Kreuzfahrten gibt es bereits ab einem Preis von 669 Euro, in einer Innenkabine samt der obligatorischen Servicegebühr. Dazu kommen die Anreise, wenn gewünscht ein Getränkepaket und die auf die jeweilige Dauer des Aufenthaltes abgestimmten Ausflüge. Die „MSC Meraviglia“ fährt aber auch von New York aus Bermuda, die Bahamas und Florida an. Eine 14-Tage-Kreuzfahrt gibt es ab 1539 Euro.
Mehr: www.msccruises.at
Drei Monate dauert eine „Schicht“ für den Kapitän. Dann kann er Freizeit in seiner Heimat Italien genießen, muss währenddessen aber auch Fortbildungskurse absolvieren, wie es bei MSC üblich ist.
Sieben Stockwerke unterhalb der Brücke in der fast 100 Meter langen Galleria, einer Einkaufszeile, die sich etwa in der Mitte des Schiffes über zwei Decks erstreckt, herrscht Hochbetrieb: Die Decke mit ihrem 460 Quadratmeter großen LED-Schirm leuchtet 24 Stunden. Das Besondere daran: Bilder und Motive verändern sich täglich. Strahlen draußen die Sterne in der klaren Nacht, kann das auf der LED-Fläche wiedergegeben werden. Ebenso wie Blumenfelder, bunte an den Phantastischen Realismus erinnernde Figuren oder Mosaike mit klassischen Motiven.
Das Schiff zieht ruhig seine Bahn durch den Nordatlantik. Erster Stopp ist Newport mit seinen Herrenhäusern vom Ende des 19. Jahrhunderts. Auf Englisch werden diese Mansions, also Villen, genannt, was eine krasse Untertreibung ist. Sie erinnern viel mehr an kleine Schlösser. Erbaut wurden sie von den reichsten Familien der damaligen Zeit, etwa von den Vanderbilts, die Eisenbahnen betrieben, von einem Kohle-Baron oder der Erbin einer Silbermine.
Diese Paläste wurden nur sechs bis acht Wochen genutzt, wenn die Haushalte im Sommer vom heißen New York ins luftigere Newport übersiedelten. Am nächsten Morgen hält das Schiff im englisch angehauchten Boston. Gleich mehrere Spitzen-Universitäten wetteifern hier um die vordersten Plätze beim Ranking der weltweit besten Hochschulen. Auch Bill Gates war in Harvard und blieb nur zwei Jahre.
4000 Stück Gebäck und Brot gibt es täglich frisch
Zurück aufs Schiff, in die Küche: Von hier werden sämtliche Lokale und Spezialitäten-Restaurants beliefert, in denen alle kulinarischen Wünsche erfüllt werden: Es gibt alles vom saftigen Steak bis zum Asia-Tempel mit Show-Kochen. Auch gebacken wird täglich frisch: Mehr als 4000 Stück Brot und Gebäck und mehr als 4000 Stück Pizza. Unter anderem dafür wird vor dem Ablegen für eine 7-Tage-Kreuzfahrt acht Tonnen Mehl gebunkert, weiters 43 Tonnen frisches Obst und Gemüse, 14 Tonnen Fleisch, zwei Tonnen Zucker und immerhin 10.000 Liter Milch.
Auf Hygiene wird größter Wert gelegt: Köche und Kellner kommen beim Service gar nicht miteinander in Berührung. Die Köche stellen fertige Speiseteller in spezielle Wärmeschränke, die von der anderen Seite von den Kellnern entnommen werden.
Die Versorgung der Küche mit Lebensmitteln verlangt einen ausgeklügelten Plan: Frische Waren werden in den USA oder Kanada zugekauft, länger Haltbares wird von der firmeneigenen MSC-Cargo-Flotte geliefert. Langfristige Planung von bis zu zwei Monaten ist Pflicht.
Tief unten im Schiff befindet sich das „technische Herz“. Hier wird alles überwacht: von der Stromversorgung über die Triebwerke bis zur Trinkwassererzeugung. Die „MSC Meraviglia“ benötigt täglich 1,8 Millionen Liter, hergestellt in einer hochmodernen Abwasseraufbereitungsanlage und durch Entsalzung von Meerwasser. Überwacht werden auch die ausgeklügelten Filtersysteme für die Schornsteine, mit denen der Ausstoß schädlicher Motorabgase deutlich reduziert wird.
Die „MSC Meraviglia“ hat die Küste von Nova Scotia erreicht. Diese Halbinsel erinnert stark an Schottland. Ende des 18. Jahrhunderts wanderten viele Schotten und Iren aus, flüchteten vor den Landlords in ihrer Heimat. Sie hatten ein Ziel: Sie wollten ein eigenes Stück Land besitzen, was ihnen zu Hause verwehrt wurde. In Schottland waren sie immer nur Leibeigene.
In Halifax, der Hauptstadt von Nova Scotia, lädt die stimmungsvolle Waterfront zu einem Spaziergang ein. Im Maritime Museum of the Atlantic wird in einer hochinteressanten Ausstellung der 1912 versunkenen „Titanic“ gedacht.
Neben den Sehenswürdigkeiten soll heute auf einer Kreuzfahrt das Schiff die größte Sehenswürdigkeit sein. Nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Sämtliche Unterhaltungsmöglichkeiten zu konsumieren ist unmöglich.
Verschiedene Ballspiele werden geboten, ebenso Yoga, Stretching, ein Tanzkurs, Bingo, Bowling. Und wer vom Spiel verspannt ist, kann sich im SPA mit Massagen verschiedenster Art verwöhnen lassen.
Perfekte Ausstattung für zwei Theatersäle
Eine 200 Mann starke Entertainment-Truppe betreibt die beiden Theater an Bord: Das Broadway-Theater verfügt über fast 1000 Plätze, das Carousel ist etwas kleiner. Shows werden an Land eingeübt, dann übersiedeln die Tänzer auf die Bühne an Deck. Sechs Monate läuft eine Show.
Die Ausstattung ist perfekt: Das Broadway-Theater ist etwa mit seinen 130 Scheinwerfern und 90 Lautsprechern besser für jede technische Herausforderung gerüstet als viele Bühnen an Land. Spricht man mit den Mitarbeitern auf dem Schiff, vom Kabinen-Stewart hinauf bis zum Kapitän, dann wird deutlich: Die Begeisterung für ihre Arbeit auf „ihrem Schiff“ ist groß, weil es für viele Monate ihre Heimat ist. Für viele eher die erste als die zweite
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