Jugendliche können in Niederösterreich bald einen sogenannten Finanzführerschein machen, um Schuldenfallen zu „umfahren“. Das Angebot richtet sich vorerst an Schüler in Polytechnischen Lehranstalten.
Für das Leben lernen – dieses Credo haben sich viele Schulen auf ihre Fahnen geheftet. Doch immer mehr junge Menschen geraten hierzulande bereits in finanzielle Schwierigkeiten. „Vergangenes Jahr war ein Drittel unserer Klienten unter 35 Jahre alt, sechs Prozent sogar unter 25“, sagt Michael Lackenberger von der Schuldnerberatung Niederösterreich. Er sieht den Grund in der schlechten Finanzbildung von Jugendlichen, die sich im frühen Erwachsenenalter dann schwer mit wirtschaftlichen Entscheidungen tun.
Teuerung belastet auch unsere Jugend
Steigende Lebenserhaltungskosten und die allgemeine Teuerung der letzten Jahre würden die Situation noch verschärfen, meint Markus Wieser. Der Präsident der NÖ Arbeiterkammer will junge Menschen bereits vor dem Eintritt ins Erwerbsleben auf die Hürden des „echten Lebens“ vorbereiten. „Auch durch Online-Shopping war es noch nie so leicht, sein Geld auszugeben“, will Wieser bereits vor dem ersten Einkommen ansetzen. Gelingen soll das im Rahmen eines sogenannten Finanzführerscheins, der künftig vorerst in ausgewählten Polytechnischen Schulen angeboten wird.
Wir wollen mit diesem Projekt junge Menschen praxisnah unterstützen, bevor sie ein Fall für die Schuldnerberatung werden.
Markus Wieser, Präsident der NÖ Arbeiterkammer
Bild: AKNÖ
Mit an Bord ist das Land Niederösterreich: „Wichtig ist uns, dass dieses kostenlose Bildungsangebot möglichst praxisnah passiert. Denn Finanzkompetenz ist essenziell für ein selbstbestimmtes Leben“, meinen dazu die beiden zuständigen Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).
Neos begrüßen Finanzführerschein
Lob für die neue Initiative kommen von der heimischen Opposition. Die Neos sehen darin nämlich eine ihrer langjährigen Kernforderungen erfüllt. Sie fordern jedoch, dass das Angebot auf alle Pflichtschüler ausgeweitet wird. „Mit 18 kennen sie zwar alle Flüsse und Gebirgsketten. Viele wissen aber nicht, wie man ein Konto effizient managt, einen Steuerausgleich macht oder generell mit Geld umgeht“, so die pinke Landessprecherin Indra Collini. Für Lehrkräfte, die künftig Finanzbildung unterrichten, brauche es außerdem verpflichtende Fortbildungen.
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