Das Vorarlberger Textilunternehmen Huber Holding hat die interne Untersuchung bezüglich angeblicher Verletzungen von Arbeitnehmerrechten in Thailand abgeschlossen. Ergebnis: Man habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Das sieht der Verein „Südwind“ allerdings anders.
Die Mitte Dezember vom Verein „Südwind“ erhobenen Vorwürfe wogen schwer. Demnach soll Robert Ng, Vorstandsvorsitzender der Huber Holding AG, in Thailand rund 900 Mitarbeitern der Firma „Body Fashion“ 5,5 Millionen Euro an Lohn vorenthalten haben. „Südwind“ bezieht sich auf eine Recherche des „Worker Rights Consortium“ (WCR), wonach während der Pandemie im Juli 2020 rund 800 Mitarbeiter von „Body Fashion“ gekündigt wurden. Kurze Zeit später seien auch die letzten rund 100 Beschäftigten freigesetzt und „Body Fashion“ liquidiert worden.
Gerichtsurteile aus dem Jahr 2022 bescheinigen den Arbeitern ein Recht auf Entlohnung während der Freistellungen, auf Abfindungen sowie auf die Zahlung von Boni und Zinsen. „Body Fashion“ kam den Urteilen aber nicht nach, worauf sich die Arbeiter an das Solidarity Center, eine Organisation für Arbeiterrechte, und an das WRC wandten. „Bei dieser Sachlage sprechen wir ganz klar von Lohndiebstahl“, stellte damals Gertrude Klaffenböck von „Südwind“ fest.
Die Geschäftsführung der Huber Holding wollte sich freilich nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen: Man gehe davon aus, dass der eigentliche Lieferant die Produktion aufgrund der Pandemie an ein Subunternehmen, also „Body Fashion“, vergeben habe. Diesen Vorgang werde man nun genau untersuchen, hieß es damals von der Geschäftsleitung.
Zwei Monate später liegt das Ergebnis der internen Untersuchung vor - und dieser spricht Huber von jeglicher Schuld frei. Aber der Reihe nach: Laut den internen Recherchen war „Body Fashion Thailand“ im Jahr 2020 einige Monate für einen Produktionspartner der Huber Holding tätig und hat eine Produktserie von Huber gefertigt - die Vergabe an ein Subunternehmen war von Huber zuvor genehmigt worden. Die produzierte Ware wurde vom regulären Produktionspartner der Huber Holding AG in Rechnung gestellt. Die Gesamtsumme der Aufträge belief sich auf 166.000 US-Dollar. Seitens der Huber Holding wird betont, dass vom Produktionspartner alle Rechnungen an „Body Fashion“ beglichen worden seien. „Zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Anzeichen, dass die Genehmigung der Untervergabe an unseren Lieferanten an Body Fashion Thailand Anlass zur Sorge geben könnte, insbesondere im Hinblick auf die medial erhobenen Vorwürfe“, erklärt Unternehmenssprecher Dieter Bitschnau.
Dieser Vorfall hat unsere Sensibilität für die Einhaltung und Überwachung hoher sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen weiter geschärft.
Dieter Bitschnau, Unternehmenssprecher
Das Fazit des Prüfberichts: „Nach Abschluss der internen Aufarbeitung gibt es keine Anzeichen, dass die Huber Holding AG mit diesen angeblichen Verletzungen von Arbeitnehmer:innenrechten in Thailand in Verbindung steht. Die fraglichen Vorfälle ereigneten sich im Anschluss an die Produktion der für die Huber Holding AG bestimmten Waren und standen damit in keinem Zusammenhang.“ Bei „Südwind“ ist man mit dieser Lesart allerdings nicht einverstanden: Zum einen habe sich ein Teil der Vorfälle nicht im Anschluss an die Produktion ereignet, sondern währenddessen. Und zum anderen sei es keineswegs korrekt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Huber Holding AG mit der Verletzung der Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in Thailand gäbe, denn immerhin habe die Huber Holding AG über die übergeordnete Huber Holding GmbH denselben Eigentümer wie „Body Fashion Thailand“, nämlich den Vorstandsvorsitzenden der Huber Holding AG, Robert Ng.
Die Gerichtsurteile in Thailand würden ihn als Eigentümer von „Body Fashion“ klar dazu verpflichten, seine Lohnschulden zu begleichen. Von „Südwind“ heißt es dazu wörtlich: „Wenn soziale Verantwortung für Huber mehr als ein Lippenbekenntnis sein soll, sollte das Unternehmen zumindest an ihren eigenen Vorstandsvorsitzenden appellieren, den Arbeiter:innen jene rund 5,5 Millionen zu bezahlen, die dieser ihnen als Besitzer der Fabrik Body Fashion Thailand laut mehreren Gerichtsurteilen schuldig ist. Im Sinne der OECD-Leitlinien für verantwortungsvolle Unternehmensführung wäre Huber dafür verantwortlich gewesen, sicherzustellen, ob die Ansprüche der Arbeiter:innen auch tatsächlich abgedeckt wurden.“
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