Eigentlich gilt der Golfstrom im Atlantik als Garant für milde Wetterlagen in Europa, doch jetzt droht der Meeresströmung der Kollaps. Forscher sprechen in einer aktuellen Studie von „beängstigenden“ Messergebnissen. Dies könnte fatale Folgen für Europa haben.
Schon lange fürchten führende Klimawissenschaftler, dass der nach wie vor ungebremste Klimawandel massive Auswirkungen auf die Wetterlage in Europa haben wird. Während mittelfristig aber vor allem Hitzeperioden zur Herausforderung werden, droht langfristig genau die gegenteilige Entwicklung.
Konkret steuert nämlich die Zirkulation des Atlantischen Ozeans auf einen Kipppunkt zu, der „eine schlechte Nachricht für das Klimasystem und die Menschheit“ ist, so die niederländischen Forscher in der Studie im renommierten Fachjournal Science Advances.
Verheerende Folgen drohen
Anhand von Computermodellen und Daten aus der Vergangenheit entwickelten die Forscher einen Frühwarnindikator für den Zusammenbruch eines großen Teils des Golfstroms, einem riesigen System von Meeresströmungen, das eine Schlüsselkomponente bei der Regulierung des globalen Klimas ist. Die schockierende Nachricht: die Strömungen befinden sich bereits auf dem Weg zu einer solch abrupten Verschiebung, die es seit mehr als 10.000 Jahren nicht mehr gegeben hat - mit verheerenden Folgen.
Unklar ist noch der genaue Zeitpunkt. „Aber wir können zumindest sagen, dass wir uns auf den Kipppunkt des Klimawandels zubewegen“, wird Hauptautor René van Westen, Meeresforscher an der Universität Utrecht, im britischen „Guardian“ zitiert.
Marines Förderband könnte zum Erliegen kommen
Der Golfstrom ist ein marines Förderband: Er transportiert warmes, sehr salziges Wasser aus den Tropen Richtung Polarkreis, wo das Wasser abkühlt und wegen seiner größeren Dichte absinkt. In der Tiefe strömt es in südlicher Richtung ab. Die Meeresströmungen transportieren Wärme und Nährstoffe in verschiedene Gebiete der Erde und tragen entscheidend dazu bei, dass das Klima in großen Teilen der nördlichen Hemisphäre relativ mild bleibt.
Durch das Abschmelzen der Pole verdünnt sich das Wasser mit kaltem Süßwasser und schwächt sich dadurch ab. Die Folge: nach den künftigen enormen Hitzeperioden droht der Kältesturz. In einigen Teilen Europas drohen die Temperaturen innerhalb eines Jahrhunderts um bis zu 30 Grad Celsius abzusinken. Innerhalb von nur ein oder zwei Jahrzehnten käme es zu einem völligen anderen Klima: „Es gibt keine realistischen Anpassungsmaßnahmen, die mit solch schnellen Temperaturveränderungen umgehen können“, alarmieren die Forschenden weiter.
Welt immer unwirtlicher für Lebewesen
Gänzlich anders sieht es dabei auf der Südhalbkugel aus. In vielen Regionen könnte sich dort die Erwärmung sogar noch weiter verstärken, im Amazonasgebiet könnten sich Regen- und Trockenzeiten umkehren und so das Ökosystem empfindlich stören. Dies würde dann sogleich zu einem nächsten Kipppunkt führen, indem der ohnehin geschwächte Regenwald endgültig bedroht ist.
Dazu kommen die ohnehin schon bekannten Effekte, wie der enorme Anstieg des Meeresspiegels, extreme Wetterereignisse und enorme Temperaturschwankungen am gesamten Globus.
Die Frage ist nun, wie lange es nun tatsächlich dauern könnte, bis der brisante Kipppunkt eintritt. Erst im Vorjahr ließ das britische Mett Office mit einer umstrittenen Studie - aber ähnlichen Ergebnissen - aufhorchen. Demnach könnte es bereits im Zeitraum zwischen 2025 und 2095 soweit sein. An den Berechnungen gab es jedoch starke Zweifel.
„Das ist irgendwie beängstigend“
„Wir bewegen uns darauf zu. Das ist irgendwie beängstigend“, sagte van Westen nun mit Blick auf die Daten, die in dieser Frage nicht nur theoretischer Natur sind, sondern auf eiskalten Messergebnissen basieren. „Wir müssen den Klimawandel viel ernster nehmen“, mahnt er. Wie das möglich wäre? Durch eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes - davon ist die Menschheit aber noch weit entfernt.
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