Nach Verhandlungsstopp

Netanyahu macht Geisel-Angehörige „fassungslos“

Ausland
15.02.2024 07:51

Israel hat vor weiteren Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen ein Einlenken der Hamas verlangt. Die palästinensische Terrororganisation solle ihre „wahnhaften Forderungen“ aufgeben, dann würde eine israelische Delegation an den Verhandlungstisch zurückkehren. Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sprechen von einem „Todesurteil“ für ihre Liebsten. 

Laut israelischen Medien weigert sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, am Donnerstag eine Delegation zurück nach Kairo zu schicken, wo die Verhandlungen der internationalen Vermittler weitergehen sollten.

Hinterbliebene „fassungslos“
Angehörige der von der Hamas weiter in Gaza festgehaltenen Geiseln zeigten sich über Netanyahus Weigerung „fassungslos“ und sprachen von einem „Todesurteil“. Es habe den Anschein, dass einige Mitglieder von Netanyahus Kabinett beschlossen hätten, „das Leben der Geiseln zu opfern, ohne dies zuzugeben“, zitierte die Zeitung „Times of Israel“ das Forum der Geiselfamilien.

Die Angehörigen warten seit bald 130 Tagen auf ihre Liebsten. (Bild: AFP)
Die Angehörigen warten seit bald 130 Tagen auf ihre Liebsten.
Netanyahus Verhandlungsstopp komme einem „Todesurteil“ gleich, sagen Angehörige. (Bild: AFP)
Netanyahus Verhandlungsstopp komme einem „Todesurteil“ gleich, sagen Angehörige.

„Ich bestehe darauf, dass die Hamas ihre wahnhaften Forderungen aufgibt. Wenn sie das tut, werden wir in der Lage sein, voranzukommen“, sagte Netanyahu am Mittwochabend. Ranghohe Vertreter aus den USA, Israel, Katar und Ägypten hatten am Vortag in Kairo keine Einigung erzielt, sich aber auf eine Verlängerung der Gespräche auf niedrigerer Beamtenebene um drei Tage verständigt, wie die „New York Times“ unter Berufung auf einen ägyptischen Beamten berichtete.

Israel lehnt Hamas-Forderungen ab
Die israelische Delegation unter der Leitung des Chefs des Geheimdienstes Mossad, David Barnea, reiste indes am Abend aus Kairo ab. „In Kairo wurde kein neuer Vorschlag der Hamas für die Freilassung unserer Geiseln übermittelt“, sagte Netanyahu. Er vertritt laut israelischen Medien den Standpunkt, dass eine Rückkehr zu den Gesprächen in Kairo keinen Sinn mache, solange die Hamas die Freilassung einer großen Zahl von palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für die Geiseln fordere.

Laut „Times of Israel“ fordert die islamistische Organisation die Freilassung von rund 1500 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen, unter ihnen zahlreiche verurteilte Mörder und Terroristen, im Austausch für die restlichen Geiseln, die am 7. Oktober aus Israel in den Gazastreifen entführt wurden. Zudem verlange die Hamas einen dauerhaften Waffenstillstand und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen.

Israel will „vernünftigen“ Vorschlag
Israelische Beamte hätten deutlich gemacht, dass Israels Armee die geplante Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Küstenstreifens bald starten werde, wenn die Hamas nicht mit einem Vorschlag an den Verhandlungstisch zurückkehre, den Israel für vernünftiger hält, zitierte das „Wall Street Journal“ eine Person, die mit Israels Position vertraut sei.

Aus Hamas-Kreisen verlautete dagegen, es sei Israel, das die Verhandlungen nicht vorantreibe. Eine Delegation der Hamas sei in Kairo. Ägyptische Medien hatten zuvor noch berichtet, der Tenor der Gespräche sei bisher „positiv“ gewesen. Ägypten, Katar und die USA bemühen sich erneut darum, eine längere Feuerpause im Gaza-Krieg herbeizuführen. Im Rahmen eines Abkommens sollen die Geiseln in mehreren Phasen gegen palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden.

Während einer einwöchigen Feuerpause im vergangenen November waren 105 Geiseln freigelassen worden, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Derzeit befinden sich noch 134 Menschen in der Gewalt der Hamas, von denen aber nach israelischer Schätzung mindestens 30 nicht mehr am Leben sein dürften.

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