Lagerbestand schrumpft

Russen dürfte 2025 militärisch die Luft ausgehen

Ukraine-Krieg
15.02.2024 09:30

Die Ukraine ist mit der Fortdauer des russischen Angriffskriegs weiterhin massiv auf Munitions- und Waffenlieferungen aus dem Ausland angewiesen. Laut einer Analyse des britischen RUSI-Instituts könnte sich das Durchhalten in der Abwehr aber absehbar lohnen - die Erfolgsaussichten für den Kreml dürften sich demnach ab 2025 schrittweise verringern.

Die russischen Streitkräfte werden voraussichtlich Ende 2024 ihren Höchststand erreichen, wobei die materiellen Herausforderungen im Laufe des Jahres 2025 zunehmen werden, fassen die Wissenschaftler Jack Watling und Nick Reynolds in einem aktuellen Blogbeitrag zusammen.

Russland hat teils sehr altes Kriegsgerät in die Schlacht geschickt - doch die Altbestände schrumpfen zunehmend. (Bild: APA/AFP/Genya SAVILOV)
Russland hat teils sehr altes Kriegsgerät in die Schlacht geschickt - doch die Altbestände schrumpfen zunehmend.

Abnutzungsgefechte als taktisches Kalkül
Derzeit verfolge Russland den Plan, den Druck an der Front fortzusetzen, um die Munitions- und Personalreserven in der Ukraine zu erschöpfen. Dazu werde versucht, die Entschlossenheit der internationalen Partner zu brechen, weiterhin militärische Hilfe an die Ukraine zu senden - versiegen dann die Kapazitäten der Angegriffenen, werde wieder mit Gewinnen auf dem Schlachtfeld durch die Russen zu rechnen sein.

Unzählige Opfer hat der Krieg auf die Ukraine bereits gefordert - sind schwindende Reserven nun ein Indiz für ein mögliches Ende des Konflikts? (Bild: APA/AFP/Genya SAVILOV)
Unzählige Opfer hat der Krieg auf die Ukraine bereits gefordert - sind schwindende Reserven nun ein Indiz für ein mögliches Ende des Konflikts?

Derzeit müssen Russlands Streitkräfte aber weiterhin schwere Verluste hinnehmen. „Zwar findet derzeit keine Großoffensive statt, doch haben die russischen Einheiten die Aufgabe, kleinere taktische Angriffe durchzuführen, die der Ukraine zumindest stetige Verluste zufügen und es den russischen Kräften ermöglichen, Stellungen einzunehmen und zu halten.“

Lagerbestände halten Angriff weiter am Laufen
Diese Rückschläge ließen sich noch aber gut ausgleichen, habe man doch bei Panzern und gepanzerten Fahrzeugen zu etwa 80 Prozent überholte und modernisierte Gefährte im Einsatz. Doch die Lagerbestände neigen sich langsam dem Ende zu - bis 2026 dürfte laut der Analyse der Großteil der Bestände aufgebraucht sein. Die russische Industrie kommt nämlich nicht mit der Produktion von Nachschub hinterher.

Auch Nordkorea nicht das Zünglein an der Waage
Ähnlich sieht es mit der Produktion von Munition aus: Das russische Verteidigungsministerium hat für heuer einen Bedarf von etwa 5,6 Millionen Granaten der Kaliber 152 Millimeter und 122 Millimeter für 2024 berechnet. Selbst produzieren kann Russland aber offenbar nur 2,1 Millionen Granaten der geforderten Kaliber. Bleiben also wieder nur Lagerbestände, die sich jedoch in einem schlechten Zustand befinden dürften.

Helfen könnten dem Aggressor dabei zwar die Granatenlieferungen aus Nordkorea, man werde aber auch so „den erheblichen Mangel an verfügbarer 152-Millimeter-Munition im Jahr 2025 nicht ausgleichen können“, heißt es weiter.

Russland pokert im Spiel auf Zeit
Was das für die Ukraine bedeutet? Russland spielt weiterhin auf Zeit, wenn es aber im Jahr 2025 keine Aussicht auf Erfolge habe, „weil es nicht in der Lage ist, die Qualität seiner Streitkräfte für Offensivoperationen zu verbessern, dann wird es folglich Schwierigkeiten haben, Kiew bis 2026 zur Kapitulation zu zwingen“, schreiben die Autoren in ihrer Conclusio.

Die Devise lautet also: durchhalten, ermöglicht durch weitere Waffen- und Munitionslieferungen von Verbündeten. Russland wäre dadurch wohl gezwungen, nicht nur Verhandlungen zu suchen, sondern tatsächlich ein Ende des Krieges zu für die Ukraine günstigen Bedingungen auszuhandeln.

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