Neues Mini-Gaza?
Medienbericht: Ägypten baut großes Auffanglager
Israels angekündigte Offensive in Rafah zieht offenbar erste Konsequenzen nach sich. Ägypten bereitet sich Medienberichten zufolge auf einen Massenexodus aus dem Gazastreifen vor. Die Regierung lässt in der Sinai-Wüste demzufolge ein riesiges Lager bauen - umzäunt von hohen Betonmauern.
In dem Lager könnten mehr als 100.000 Menschen in Zelten untergebracht werden, berichtete das „Wall Street Journal“ am Donnerstag unter Berufung auf ägyptische Beamte und Sicherheitsanalysten.
Seit Wochen versucht Ägypten, die Sicherheit entlang der Grenze zum Gazastreifen mit Soldaten, Zäunen und gepanzerten Fahrzeugen zu erhöhen, um zu verhindern, dass es zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die Halbinsel Sinai kommt. Das geplante Lager sei Teil eines Notfallplans für den Fall, dass einer großen Zahl Palästinensern eine solche Flucht gelingt.
Dementi aus Ägypten
Der Gouverneur der ägyptischen Region Nordsinai habe am Donnerstag erste Berichte über den Bau eines potenziellen Flüchtlingslagers für Palästinenser dementiert und erklärt, die Aktivitäten in dem Gebiet seien Teil einer Bestandsaufnahme der Häuser, die während Ägyptens vergangener Militärkampagne gegen die Extremisten des Islamischen Staates in dem Gebiet zerstört worden seien, hieß es. „Dies entbehrt jeder wahren Grundlage“, sagte zudem der Leiter des staatlichen Informationsdienstes zur Berichterstattung der New Yorker Zeitung.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte dem Militär seines Landes kürzlich den Befehl erteilt, Pläne für eine Offensive in der an Ägypten grenzenden Stadt Rafah im Süden Gazas sowie für die Evakuierung der dortigen Zivilisten vorzulegen. Es gehe darum, die letzten Kampfeinheiten der Hamas zu zerschlagen.
Die größte Sackgasse der Welt
In Rafah halten sich nach UN-Angaben rund 1,3 Millionen Menschen auf. Die meisten flohen vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin, zum Teil auf Anordnung des israelischen Militärs. Im Falle eines größeren Ansturms von Palästinensern aus Gaza würde Ägypten versuchen, die Zahl der Flüchtlinge im Idealfall auf etwa 50.000 bis 60.000 zu begrenzen. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Villach. Eigentlich könne das neue Wüstenlager mit einer Fläche von rund 20 Quadratkilometern aber mehr als 100.000 aufnehmen, berichtete die Zeitung.
Das geplante Lager sei weit von ägyptischen Siedlungen entfernt gelegen, hieß es. Eine große Anzahl von Zelten sei bereits dorthin gebracht worden, bisher aber nicht aufgebaut, zitierte die Zeitung ägyptische Beamte.
Kritik an geplanter Offensive
Israels geplante Militäroffensive in Rafah stößt international auf wachsende Kritik. Ägypten hat laut dem „Wall Street Journal“ angeblich sogar gedroht, seinen Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen, sollte es zu einem Ansturm von Palästinensern aus Gaza über die Grenze kommen.
Sollte sich Israel zu der Offensive entschließen, würde das Militär versuchen, die Zivilbevölkerung nach Norden - aus der Kampfzone heraus, aber innerhalb des Gazastreifens - zu verlagern, zitierte die Zeitung einen ranghohen Vertreter des israelischen Militärs.
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