Zinsen, teure Energie
In Deutschland gehen immer mehr Firmen pleite
Schwierige Rahmenbedingungen wie Konjunkturflaute, hohe Zinsen, und teure Energie haben zu Jahresbeginn mehr deutsche Unternehmen zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg im Jänner um 26,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Dezember 2023 war das Plus mit 12,3 Prozent nicht einmal halb so hoch ausgefallen.
„Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten“, hieß es dazu. Die Insolvenzzahlen für diesen Zeitraum seien aber insgesamt noch leicht unter dem Niveau des Vor-Corona-Zeitraums Juni 2019 bis Jänner 2020 geblieben. Die Regelverfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen etwa drei Monate davor.
Keine Besserung in Sicht
Von Jänner bis November 2023 stieg in Deutschland die Zahl der Firmenpleiten um 23,2 Prozent auf 16.264 Fälle. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte allein für November auf rund 1,5 Milliarden Euro. „Das Insolvenzgeschehen bleibt dynamisch und wird sich auch in den nächsten Monaten nur in Richtung weiter steigender Zahlen entwickeln“, sagte Forscher Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Neben den aktuell schwierigen Rahmenbedingen dürfte dabei auch eine Rolle spielen, dass die Coronahilfen häufiger an Unternehmen gezahlt wurden, die schon vor der Krise unproduktiv gewesen seien. Das habe zu sehr niedrigen Insolvenzzahlen während der Pandemie beigetragen. Diese Hilfen müssen jedoch nun in einem anhaltend schwierigen Umfeld zurückgezahlt werden. „Es verwundert nicht, dass das viele schwächere Unternehmen überfordert“, sagte Müller.
Meiste Insolvenzen bei Verkehr und Lagerei
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im November in Deutschland insgesamt 4,5 Firmeninsolvenzen. Die meisten entfielen auf den Bereich Verkehr und Lagerei mit 9,6 Fällen. Dann folgten die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (etwa Zeitarbeitsfirmen) mit 7,5 Fällen. Zurückgegangen ist im November dagegen die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie nahm um 1,0 Prozent auf 5811 ab. Für Jänner bis November 2023 ergibt sich daraus ein Plus von 1,1 Prozent auf 61.460 Fälle.
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