Jahrzehntelang hatten russische Botschafterinnen und Botschafter in Österreich einen privilegierten Status. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine dürfte es damit jedoch vorbei sein. Botschafter Dmitri Ljubinski hat nur noch selten Treffen mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern in Österreich.
Im Jänner 2023 war er beispielsweise nicht bei der Wiederangelobung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingeladen, bei den Neujahrsempfängen der Hofburg für Diplomatinnen und Diplomaten stand der russische Botschafter ebenfalls nicht auf der Gästeliste. Zuvor war Ljubinski immer wieder in der Hofburg und im Bundeskanzleramt.
„Keinen Grund, von Freundschaft zu sprechen“
„Es gibt keinen Grund, heute von Freundschaft zu sprechen“, sagte Ljubinski vor wenigen Tagen. Er kritisiert ohne großen Erfolg den außenpolitischen Kurs von Österreich. So sei russisches Gas etwa zu einer „unterjochenden Abhängigkeit“ geworden. Die Neutralität würde entwertet und auf den militärischen Aspekt reduziert. „Wien als Verhandlungsort ist aus unserer Sicht nicht mehr gefragt“, sagte der Diplomat.
Hier sehen Sie ein Foto von Reinhold Lopatka (links) und Dmitri Ljubinski (rechts) aus dem Jahr 2016.
Österreicher besuchen Botschaft auch kaum
Umgekehrt kommen prominente Vertreterinnen und Vertreter auch kaum mehr in die Botschaft der Russischen Föderation. In den vergangenen beiden Jahren waren der damalige Chefredakteur des Onlinemediums Exxpress, Richard Schmitt (für Interviews), und ÖVP-Abgeordneter Reinhold Lopatka (wegen OSZE-Aktivitäten) zu Besuch. Noch im Dezember 2021 kam etwa Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in die Botschaft.
Mit diesen Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre endet eine Episode der österreichischen Außenpolitik, die Vertreterinnen und Vertretern Moskaus seit 1955 und der Wiedererlangung der Souveränität einen besonderen Status eingeräumt hatte.
„Dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit zu den höchsten Spitzen des Staates vordringen und denen die Ohren vollblasen kann, stellt natürlich auch ein Atout für ihn dar, weil es seine Statur in Moskau zu groß erscheinen lässt und man ihm dadurch über Gebühr Gehör schenkt“, hatte 1987 etwa der damalige österreichische Botschafter in Moskau, Herbert Grubmayr über sein Gegenüber Gennadi Schikin gesagt.
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