Knipser im Interview

Schaub: „Solche Aktionen gehen natürlich zu weit“

Louis Schaub

(Bild: GEPA)

Louis Schaub hat mit Hannover 96 derzeit den Kampf um den Aufstieg in die deutsche Bundesliga ins Visier genommen. Mit „Sportkrone.at“ hat der Stürmer über die aktuellen Fan-Proteste in Deutschland, den Aufstiegskampf mit Hannover und die Entwicklung der ÖFB-Auswahl unter Ralf Rangnick gesprochen.

„Kronesport“: Mit Hannover hast du dich still und heimlich zum ernsthaften Aufstiegsaspiranten gemausert. Klappt es in diesem Jahr mit der ersehnten Rückkehr ins Oberhaus?
Louis Schaub: Das ist nichts, womit wir uns tagtäglich beschäftigen. Wir hatten einen guten Start in die Rückrunde. Jetzt geht es darum, dass wir diese Spielfreude beibehalten, die wir zuletzt auch auf den Rasen gebracht haben. Wir wollen einfach genauso weitermachen.

Das heißt, die Stimmung im Team passt aktuell?
Die Stimmung ist wirklich gut. Das merke ich auch Tag für Tag im Training. Der Konkurrenzkampf ist groß. Jeder will spielen, jeder will sich zeigen. Das ist sehr wichtig, dadurch kann der Erfolg auch beibehalten werden.

Und wie ist dein Verhältnis zu Trainer Stefan Leitl?
Unser Verhältnis ist gut. Er ist ein Trainer, der sehr viel mit den Spielern spricht und auch individuelle Gespräche führt. Das gefällt mir. Wir haben auch eine Spielphilosophie, die gut funktioniert und mit der ich mich identifizieren kann.

Zuletzt gab es ein wildes Spiel gegen den HSV. Mit einem Assist und einem Tor hast du einen wichtigen Teil zum Sieg beigetragen. Wie war es für dich so ein Spiel, gegen deinen EX-Klub abzuliefern?
Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Haus in Hamburg. Das ist ein absolutes Topspiel auch für uns Spieler. So etwas macht richtig Bock. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir unser Spiel auch richtig gut auf den Platz bringen können. So gingen wir meines Erachtens auch verdient in Führung. Das entscheidende Tor in der Nachspielzeit zu erzielen, ist dann natürlich etwas Unfassbares. Die Emotionen kann man eigentlich nicht in Worte fassen. Es war ein gutes Spiel und ein verdienter Sieg. So ein Spiel macht einfach Spaß.

Schaub traf beim Skandal-Spiel gegen den HSV.

(Bild: twitter, krone.at-grafik)

Das Spiel gegen den HSV stand auch wegen diverser Fan-Aktionen gegen Investoren im Fokus. Wie ist das für die Spieler, wenn aufgrund solcher Szenen gar ein Spielabbruch droht?
Aus Sicht des Sportlers ist das natürlich nicht einfach. Es gab mehrere Unterbrechungen. Da muss man schauen, dass man nicht auskühlt und die Konzentration immer hochhält. Am Ende ist es uns, glaube ich, dann aber recht gut gelungen.

Wie bewertest du die Protest-Aktionen?
Es ist ja eine bundesweite Aktion der Fanszenen. Wir hoffen natürlich, dass bald eine Lösung gefunden wird. Aber es liegt nicht in meiner oder unserer Hand. Wir konzentrieren uns auf das Sportliche. Da können wir unseren Beitrag leisten. Alles andere können wir nicht beeinflussen.

Es gab auch geschmacklose Plakate, die Hannover-Präsident Martin Kind im Fadenkreuz zeigen. Wurde das auch innerhalb des Teams diskutiert?
Ja, natürlich haben wir das gesehen - das Spiel wurde deshalb ja unterbrochen. Diskussionen und Proteste sind natürlich grundsätzlich vollkommen okay, es geht aber um die Form der Äußerung. Das sind natürlich Sachen, die zu weit gehen.

Wie zufrieden bist du mit deiner bisherigen Saison?
Meine Hinrunde war durchwachsen und endete mit der Sperre nach einer Roten Karte. Jetzt bin ich aber auf einem guten Weg. Aktuell zeige ich, dass ich der Mannschaft mit guten Leistungen helfen kann. So können wir insgesamt gemeinsam erfolgreich sein.

Die Rote Karte im Spiel gegen Paderborn wurde von den deutschen Medien als „Brutalo-Grätsche“ aufgegriffen. Wie sind deine Gedanken dazu?
Ich hatte keine Absicht, den Spieler zu erwischen, sondern wollte den Ball blocken. Er zieht dann durch und ich erwische ihn sehr unglücklich. Nach Videobeweis wurde auf Rot entschieden. Es war eine unglückliche Szene, aber mit Sicherheit ohne jegliche Absicht.

Dein Vertrag läuft noch bis Sommer 2025, hast du dich schon mit einer Verlängerung auseinandergesetzt oder würde dich prinzipiell ein neues Abenteuer reizen?
Eineinhalb Jahre sind noch eine lange Zeit. Ich und - was besonders wichtig ist - auch meine Familie fühlen uns in Hannover sehr wohl. Ich bin kein Spieler, der noch unbedingt irgendwo hin wechseln will. Ich blicke ja ohnehin schon auf einige Klubwechsel und Leihen zurück. Jetzt mit zwei Kindern freut man sich über Kontinuität. Der Fokus liegt aber sowieso auf dem Hier und Jetzt.

Ist eine EM-Teilnahme bei dir weiter im Hinterkopf?
Im Moment ist es nicht Teil meiner Gedanken. Ich will hier in Hannover meine Leistungen zeigen. Wenn ich gut spiele, dann ergibt sich der Rest. Darauf liegt mein Fokus, alles andere liegt nicht in meiner Hand.

Wie bewertest du die Entwicklung unter Ralf Rangnick?
Das ist eine sehr gute Entwicklung! Man hat sich verdient für die Europameisterschaft qualifiziert und gesehen, dass man mit den Top-Mannschaften mithalten kann. Es hat sich generell viel weiterentwickelt. Eine Entwicklung, die für das ganze Land positiv ist.