Pädophilie-Skandal
Ungarn: Begnadigter klagte über „Rachegelüste“
Über seine Begnadigung ist Ungarns Staatspräsidentin gestolpert. Nun hat sich jener ehemalige stellvertretende Leiter eines Waisenhauses zu Wort gemeldet, der wegen der Vertuschung von sexuellen Übergriffen seines Vorgesetzten auf Heimkinder verurteilt worden war, jetzt aber wieder seine Freiheit genießt. Endre K. beklagte sich in einem Facebook-Posting über die „Rachegelüste von gottlosen und hasserfüllten Menschen“.
Auf seiner Facebookseite schrieb K. am Donnerstag, dass er von vielen Seiten Mitgefühl spürte. Gleichzeitig zeigte er sich entsetzt über die „Rachegelüste von gottlosen und hasserfüllten Menschen“, denen der Rücktritt von Präsidentin Katalin Novák und der Rückzug der ehemaligen Justizministerin Judit Varga aus dem öffentlichen Leben „noch nicht genug“ sei. Tatsächlich gehen die Proteste gegen Regierungschef Viktor Orbán und seine Partei, organisiert durch Oppositionsparteien, NGOs und linke Prominente, weiter. Für Freitag ist eine Großkundgebung am Budapester Heldenplatz geplant.
In seinem Posting sinnierte K. auch über eine Rückkehr nach Siebenbürgen (Gebiet in Rumänien mit einer starken ungarischen Minderheit, Anm.). Allerdings mache die Presse dort schon Stimmung gegen ihn, um die dortige Bevölkerung zu spalten, erklärte der Pädagoge.
Bereits vor dem Rücktritt Nováks war eine lange Stellungnahme zum Fall auf derselben Facebookseite erschienen. Darin schreibt der Verfasser, der sich als K. ausgibt, von einer „Hexenjagd“ gegen die Präsidentin und gegen sich selbst, der „entschieden gegen Pädophilie“ auftrete und sich „nichts zuschulden kommen lassen“ habe. „Ich habe weder pädophile Verbrechen begangen, noch jemanden gedeckt. Mein Gewissen ist rein“, schwört der der Mann. Vielmehr sei er es gewesen, der entscheidende Hinweise geliefert habe, um neben dem Hauptangeklagten, dem ehemaligen Heimleiter, auch einen weiteren Täter zu enthüllen.
Warum er trotz der „Beweise“, die seine Aussagen untermauert hätten, verurteilt worden war, könne er sich nach wie vor nicht erklären. Auch seine Begnadigung sei keine „Verschwörung in geheimen Zirkeln“ gewesen, sondern sei aus seiner Sicht aus nachvollziehbaren Gründen erfolgt, zumal auch zahlreiche Kinder vor Gericht ausgesagt hatten, dass sie von K. nicht unter Druck gesetzt worden seien, als es um die Aufarbeitung der Missbrauchserlebnisse ging.
Facebook-Profil wieder gelöscht
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Stellungnahme am vergangenen Wochenende war noch unklar, wer hinter den Zeilen steckte. Wenige Tage später bestätigte die Ehefrau K.s, gegenüber einem ungarischen Medium, dass es sich um das Profil ihres Mannes handelte. Dieses ist nach dem letzten Eintrag am Donnerstag allerdings gelöscht worden.
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