„The New Look“ beleuchtet die Karrieren von und Rivalität zwischen den Modeikonen Coco Chanel und Christian Dior vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Dabei schrammt die Geschichte an wichtigen Tatsachen vorbei.
Mode ist bekanntlich eine Frage des Geschmacks und Coco Chanel (Juliette Binoche) hat, laut sich selbst, natürlich den bessern. „Christian Dior hat die französische Couture ruiniert und ich bin zurück, um sie zu retten!“, ruft sie in den ersten Szenen von „The New Look“ Journalisten zu. Die Rivalität zwischen ihr und Dior (Ben Mendelsohn) ist allgegenwärtig. Wir schreiben das Jahr 1955 und während Chanel kurz davor ist, ihre erste Kollektion seit Kriegsbeginn zu präsentieren, wird Dior an der Pariser Sorbonne mit einer Retrospektive geehrt. Dort muss er sich auch vor vollem Haus unangenehmen Fragen stellen. Wieso er beispielsweise für die Frauen und Freundinnen von Nazi-Offizieren Kleider schneiderte, während die vermeintlich heilige Chanel aus Prinzip ihr Geschäft sofort schloss. Nun, die Antworten sind etwas komplexer, als die provokanten Fragesteller es vermuten würden. Um sie zu beantworten, blendet die Serie zurück ins Paris während der deutschen Besatzung.
Ja, und da braucht man auch nichts zu beschönigen, Dior schneiderte fleißig im Hause von Lucien Lelong (John Malkovich) für die bösen Deutschen, aber das Geld ging an seine Schwester (Maisie Williams), die sich für den Widerstand engagierte, der wiederum in Diors Wohnung Unterschlupf fand. Und Chanel? Die hat ihr Atelier geschlossen, weil ihre angeblich bösen Geschäftspartner, die Wertheimer-Brüder, sie rausgedrängt haben. Notgedrungen nutzt sie ihre Zufalls-Nazi-Bekanntschaften aus dem Ritz, dem damaligen Nazi-Hauptquartier, um wieder Herrin ihres Reichs zu werden. Im Gegenzug wird sie quasi dazu gezwungen, als Spionen für die Deutschen zu agieren.
Dass grandiose Schauspieler noch lange keine gute Serie ausmachen, ist kein Geheimnis. Und so können weder Binoche noch Mendelsohn „The New Look“ nicht retten - schon gar nicht Malkovichs unaussprechlich grottigen französischen Akzent.
Warum Chanels Geschichte mit Samthandschuhen angefasst und sie als Opfer dargestellt wird, ist höchst fragwürdig. Sie war bekennende Antisemitin und ist mit den Nazis wissentlich ins Bett gestiegen. Während dessen wird der Zweite Weltkrieg, mit all seinen tatsächlichen Opfern, zur Unannehmlichkeit gegenüber der Modewelt degradiert. Beide Themen sind vielleicht nicht so en vogue, aber die Wahrheit ist leider nun mal keine Frage des Geschmacks.
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