Ab sofort zu sehen

Naturhistorisches Museum Wien kauft Marsmeteorit

Wissenschaft
25.06.2012 14:35
Am 18. Juli 2011 schlug im Süden Marokkos ein Meteorit ein. Nomaden fanden wenige Monate später die Überreste, die sich als extrem seltene Marsmeteoriten entpuppten. Dem Naturhistorische Museum Wien (NHM), das über eine der bedeutendsten Meteoritensammlung der Welt verfügt, ist es nun gelungen, den Marsmeteoriten zu kaufen. Für das Publikum ist er ab sofort bis 6. Oktober in Saal V und dann dauerhaft ab der für 13. November geplanten Neueröffnung des Meteoritensaals zu sehen.

Mehrere zehntausend Meteoriten sind bisher dokumentiert. Erst in den 1980er-Jahren wurde aufgrund chemischer Analysen erkannt, dass nicht alle - wie bis dahin angenommen - von Asteroiden stammen, sondern einige auch vom Mars. Bisher gibt es weniger als hundert Marsmeteoriten. Sie wurden vor einigen Millionen Jahren bei großen Einschlägen auf dem Mars ins All geschleudert, ehe sie vom Schwerkraftfeld der Erde eingefangen wurden und bis zum Boden gelangten. "Das ist eine Freihaus-Lieferung von Mars-Material", sagte NHM-Direktor Christian Köberl bei einer Pressekonferenz mit Kulturministerin Claudia Schmied.

Der nun erworbene Meteorit "Tissint" - benannt nach einem kleinen Ort in der Nähe der Fundstätte - ist erst der fünfte durch Augenzeugen belegte Fall eines Marsmeteoriten und der zweitgrößte, was die gesammelte Gesamtmasse anbelangt. Der knapp ein Kilo schwere, mehr als faustgroße schwarze Stein ist das größte bekannte Einzelstück dieses Falls und wurde dem Museum Ende vergangenen Jahres zum Kauf angeboten.

Bereits erste Untersuchungen vorgenommen
An einigen kleineren Bruchstücken, die mit angekauft wurden, hätten bereits geochemische Untersuchungen begonnen. Sie sollen unter anderem darüber Auskunft geben, welche Geschichte der Stein auf dem Mars hatte, etwa sein vulkanischer Ursprung. Enthaltene Radionuklide könnten auch Informationen über den Zeitpunkt des Meteoriteneinschlags am "Roten Planeten" und damit die Dauer der Reise des Brockens durchs All geben.

400.000 Euro für das Mars-Gestein
Der Kaufpreis von 400.000 Euro - Meteoriten werden laut Köberl international gehandelt, zu einem Preis von bis zu 1.000 Euro pro Gramm - wäre aus dem normalen Ankaufsbudget nicht aufzubringen gewesen, sagte Köberl, der sich fühlt, "als wäre im Kunsthistorischen Museum ein neuer Rembrandt angekommen".

Möglich sei der Kauf durch die im Vorjahr dem Museum zugesprochene Erbschaft nach Oskar Ermann (1924-2011) geworden. Der ehemalige Direktor einer Chemiefabrik war leidenschaftlicher Hobby-Vulkanologe und lange als freier Mitarbeiter im NHM tätig. Mit seinem Erbe wollte er die Forschung am NHM und geowissenschaftliche Projekte unterstützen.

Schmied betonte, dass solche privaten Initiativen wichtig für solche Sonderprojekte seien, bekannte sich aber zur Finanzierung von Kunst und Kultur durch die öffentliche Hand. Bei einem großen Wunschprojekt, welches das NHM gemeinsam mit seinem Nachbarn, dem Kunsthistorischen Museum (KHM) seit Jahren hegt, stößt diese allerdings an ihre Grenzen: Die Unterkellerung des Maria-Theresien-Platzes zur Schaffung von Depot-Raum. "Das Projekt sprengt derzeit alle vorhandenen Budgets, es ist dennoch wichtig, daran zu arbeiten und die Planungen vorzubereiten, um für die nächsten Regierungsverhandlungen vorbereitet zu sein", sagte Schmied.

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