Bio liegt im Trend, dennoch geben immer mehr Bio-Bauern auf. Gründe sind Teuerungen und auch Behörden als schlechtes Vorbild.
Spaziert man durch Nürnberg, könnte man meinen, dass in der Welt der Bio-Lebensmittel alles rosig ist. Zu Tausenden drängen sich die Landwirte, Vertreter verarbeitender Betriebe und diverser Unternehmen aus aller Herren Länder an den Ständen der Biofach - der Leitmesse für biologische Lebensmittel und Produktion.
Kunden sind bereit, tiefer in die Taschen zu greifen
Auch 90 Standler aus Österreich sind dabei - von den Tees und Gewürzen von Sonnentor über Schokoladen und Cremes von Styx bis zu Protein-Pulvern der Schalkmühle ist das Sortiment vielfältig. Bio liegt im Trend. Und Kunden sind bereit, trotz Krisen tiefer in die Taschen zu greifen.
Grafik: So bio isst Österreich
Dass trotz Optimismus eine Delle in der heilen Bio-Welt bemerkbar ist, zeigen aber aktuelle Zahlen der AMA (siehe Grafik rechts). Immer mehr Landwirte kehren der Bio-Produktion den Rücken. So sank die Anzahl der Betriebe österreichweit von 25.081 (2022) auf 24.148 im vergangenen Jahr. Warum gleich 933 Landwirtschaften auf das Qualitätsmerkmal verzichten wollen, weiß Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler. Die Teuerung mache sich auf den Bauernhöfen in Form gestiegener Kosten bemerkbar.
Die Bauern bekommen damit zu wenig bezahlt, um ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können. Zwar bedeutet das auch bei der biologisch bewirtschafteten Fläche im Jahr 2023 ein sattes Minus von mehr als 10.000 Hektar - Sorgen bereitet das zumindest den in Nürnberg anwesenden Standlern aber kaum.
Bio-Gedanke ist in breiter Masse angekommen
Denn exakt 30 Jahre nachdem das AMA-Biosiegel das Licht der Welt erblickte, ist Bio längst im kollektiven Einkaufswagerl angekommen. So liegt Österreich weltweit gesehen mit 11,5 Prozent Bio-Anteil am Gesamtmarkt - nur geschlagen von den Dänen (12 Prozent) - auf Rang zwei. Pro Kopf geben Herr und Frau Österreicher 287 Euro im Jahr für Bio-Lebensmittel aus. Gesamt wurden zwar 2,8 Prozent weniger Bio-Lebensmittel als 2022 gekauft, der Umsatz stieg aber um 5,3 Prozent (seit 2019 gar um mehr als 50 Prozent).
„In Behörden muss man Bio mit der Lupe suchen“
Um Bio Auftrieb zu geben, fehle laut Riegler aber das politische Signal. Seit Jänner 2023 müssten laut Plan der Regierung 25% aller Lebensmittel in Bundeseinrichtungen Bio sein. Nüchtern das Ergebnis einer Anfrage: Im Verteidigungsministerium liegt der Anteil bei 1,5 Prozent. „Bei Behörden muss man Bio-Lebensmittel mit der Lupe suchen“, kritisiert Riegler und fordert, genau wie Standler und Kunden auf der Messe, mehr. Im Verkauf merkten die meisten 2023 eher einen höheren Bedarf an Bio. Vegan liegt ebenso weiter im Trend.
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