Am Wochenende wurden in Vorarlberg wieder weit über 100 Funken abgebrannt. Dir Tradition mag ob der zweifelhaften Symbolik rund um die Funkenhexe zum Politikum geworden sein, gleichwohl ist sie nach wie vor lebendig.
Im Vorfeld des Funkenwochenendes hatte in Vorarlberg - nicht zum ersten Mal - eine intellektuell recht seichte und ausgesprochen humorlose Debatte über das Abbrennen der Funkenhexe getobt: Für die einen ist die meist mit Böllern ausgestopfte Puppe ein Sinnbild für eine frauenfeindliche Gesellschaft, die unter dem Deckmantel der Tradition jedes Jahr ungeniert die Zeit der Hexenverbrennungen aufleben lässt. Und für die anderen handelt es sich schlicht um einen Brauch, bei welchem der - von der Funkenhexe symbolisierte - Winter vertrieben werden soll.
Beides ist natürlich falsch, weil - und das ist die ironische Pointe dieses verbissenen „Kulturkampfes“ - die Funkenhexe mittlerweile ganz etwas anderes ist: Nämlich ein Symbol für eine zerrissene Gesellschaft, in welcher bereits die Deutung von ein paar Stofffetzen zur Grundsatzfrage hochstilisiert wird.
Ebenfalls bezeichnet: Anstatt nach kreativen, humorvollen Alternativen für die aus der Zeit gefallenen Hexe zu suchen, gibt es offenbar nur die Optionen schwarz und weiß, also mit Hexe oder eben ohne. Wobei das Lager der „Traditionalisten“ deutlich in der Mehrheit ist, bei weit über 80 Prozent der Funken wurde am Ende eine Frauenpuppe in die Luft gejagt.
Erfreulicherweise zeigten die vergangenen zwei Tage aber auch etwas anderes: Der Funken ist immer noch ein von ehrenamtlichen Helfern mit viel Mühe und Einsatz gestaltetes Fest, bei welchem sich ein ganzes Dorf trifft, um gemeinsam friedlich zu feiern. Da spielt es auch keine Rolle, dass es längst keinen Winter mehr zu vertreiben gibt.
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