Nicht mehr ganz so junge Leser können sich vielleicht noch an Radio Eriwan erinnern. Das war ein nie existierender Radiosender, der in der Zeit der kommunistischen UdSSR spielte. Radio Eriwan widmete sich satirisch dem absurden Lügensystem des Kreml mit erfundenen Hörerfragen und ebenso fiktiven Antworten.
Das ging etwa so:
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?“ Antwort: „Im Prinzip ja. Es war nur nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Wladimir Wladimirowitsch. Und es war auch kein rotes Auto, sondern ein blaues Fahrrad. Und er hat es auch nicht gewonnen, sondern es wurde ihm gestohlen. Aber alles andere stimmt.“
Radio Eriwan fällt einem ein, wenn jetzt der österreichische Bundeskanzler und der Außenminister an Moskau die Aufforderung richten, der Tod von Alexej Nawalny müsse „unabhängig untersucht und lückenlos aufgeklärt werden“. Der SPÖ-Politiker Matznetter ergänzte die amtliche Formel der Regierung noch um den unsinnigen Zusatz, dass die „Täter ausgeforscht und bestraft werden müssen“.
Putin wird davon nie erfahren, aber sollte er, dann wird er sich fragen, ob die Österreicher noch alle Tassen im Schrank haben.
Klingt lustig, ist es aber nicht. Wenn so getan wird, als wären die Propaganda und der perfide Irrsinn der russischen Machthaber völlig übliche Vorgänge, wird am Ende niemand mehr zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Wahrheit und Lüge unterscheiden können.
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