2008 stand das 320.000-Einwohner-Land noch am Rande des Staatsbankrotts. Im Gefolge der Lehmann-Pleite waren die drei Großbanken des Landes zusammengebrochen. Noch wenige Monate zuvor hatten die isländischen Banken im Ausland kräftig expandiert und sich dabei gehörig übernommen. Anfang 2008 war die Bilanzsumme der drei größten Geschäftsbanken zehnmal so groß wie das Bruttoinlandsprodukt Islands. Im Herbst desselben Jahres konnten die Finanzinstitute nur noch durch Notverstaatlichung vor dem endgültigen Kollaps gerettet werden.
Der Staatsbankrott wurde nur durch einen Milliardenkredit vom Internationalen Währungsfonds und den skandinavischen Ländern verhindert. Die isländische Krone verlor in kurzer Zeit dramatisch an Wert. Für viele Isländer, die ihre Wohnungskredite in ausländischen Währungen aufgenommen hatten, vervielfachten sich dadurch zunächst ihre Schulden. Die Last wurde später durch einen Schuldenschnitt für private Haushalte erleichtert, indem ein Teil der Hypothekenkredite erlassen wurden.
Schneller erholt als erwartet
Island hat sich von dem Crash schneller erholt als erwartet. "Es ist wichtig, schnell zu handeln", sagte der isländische Wirtschafts- und Handelsminister Steingrimur Sigfusson am Dienstag vor Abgeordneten des Europarates. Zu den Maßnahmen der Regierung hätten Haushaltskürzungen und die Einführung zahlreicher Steuern gehört. Dabei sei jedoch das Modell des nordischen Wohlfahrtsstaates nicht infrage gestellt worden, schilderte Sigfusson.
Zur Erholung des Landes beigetragen hat jedoch auch eine Kontrolle des internationalen Kapitalverkehrs und der Wertverlust der Krone, der zu einem deutlichen Rückgang der Importe führte, wodurch sich das außenwirtschaftliche Defizit rasch verringerte.
Das Land hat einen Teil seiner Schulden beim IWF und den nordischen Nachbarn vorzeitig zurückgezahlt. Und während die Europäische Zentralbank angesichts der trüben Wirtschaftsaussichten in der Euro-Zone den Leitzins unverändert lässt, hat Island diesen innerhalb eines Jahres bereits fünfmal angehoben. Getragen wird das Wachstum vom starken Export, dem zunehmenden Tourismus und dem inländischen Konsum. Die Arbeitslosigkeit liegt heute bei rund sechs Prozent.
"Wir sind ein Beispiel dafür, was möglich ist"
"Island war das erste Land, das abgestürzt ist, und es ist das erste, das wieder hochkommt", sagte Außenminister Össur Skarpheinsson vergangene Woche der "New York Times". "Wir sind ein Beispiel dafür, was möglich ist."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.