Im Theater an der Wien müssen ab Freitag Gounods „Roméo et Juliette“ aufs Filmset. Tenor Julien Behr erobert sich als Julias Lover erstmals die französische Romantik.
„Zwei Livekameras sind immer dabei, die ganze Zeit um uns herum", erklärt der französische Tenor Julien Behr. Er ist ab Freitag Roméo in Charles Gounods süffig romantischer Veroperung von Shakespeares Liebesklassiker.
Das Theater an der Wien hat dafür die Regisseurin Marie-Eve Signeyrole engagiert, die schon für Händels „Belshazzar“ Film und Oper verschmelzen wollte. „Wir machen ,Roméo et Juliette‘ halb als Oper, halb als Film“, berichtet daher auch Behr von den Endproben.
Holte schon Jürgen Flimm an der Staatsoper den Stoff 2001 im Scheinwerferlicht von Patrick Woodroffe in eine flott oberflächliche Party-Gegenwart, schickt Singeyrole die Liebenden jetzt aufs Filmset: Montagues und Capulets sind zwei verfeindete Filmstudio-Dynastien, ihre Kinder Roméo und Juliette die jeweiligen Studiostars. Als Liebespaar brechen sie aus, nach dem Motto: „Life is life. Wir leben so intensiv wie möglich, denken nicht an morgen, an die Konsequenzen“, so Behr, der das zweite Mal Film auf der Opernbühne erlebt.
Doch das erste Mal, bei Ambroise Thomas’ “Hamlet„ unter Cyril Teste, hat die Kamera in den Verlauf nicht eingegriffen. “Jetzt ist es wie bei Dreharbeiten, das ist cool. Aber vielleicht irritiert es das Publikum, weil auf Bühne und Leinwand zugleich viel zu sehen ist. Wobei der Film Close-ups zeigt, den Gesichtsausdruck, die Emotionen. Das Zoom ist superstark!„
Die Rolle ist für Julien Behr neu: „Eine Riesengelegenheit. Es ist wie ein neuer Karrierestart. Ich habe vorher viel Mozart, Belcanto und leichte Stoffe gesungen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um ins romantische französische Repertoire von Gounod, Bizet, Massenet zu starten. Wie oft wurden mir der Hoffmann, der Faust, der Don José schon angeboten. Aber jetzt, mit vierzig fühle ich mich dazu bereit.“
Er sieht es als Wink des Schicksals, so wie er es schon einmal erlebt hat: Als der Jus-Student die Inskriptionsfrist für das fünfte Jahr verschlief. Um kein Jahr zu verlieren, sang er daraufhin kurzerhand am Conservatoire National Supérieur von Lyon vor. Er wurde prompt genommen, und aus dem ehemaligen Chorknaben und zukünftigen Anwalt wurde der Opernsänger Julien Behr. Einer, der sich jetzt wieder brav rasieren muss, um als junger Roméo glaubhaft zu sein. Der Vorteil: “Zum ersten Mal akzeptiert unser Baby meine Bussis, weil ich so glatt bin!"
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