Mauschelei?

Posse um Neubesetzung des AMS-Chefpostens

Österreich
28.06.2012 15:07
Das Wiener AMS hat seit Donnerstag eine neue Chefin - und infolgedessen ein handfestes Problem. Denn die Berufung von Petra Draxl (Bild links) stößt auf massiven Widerstand. Wirtschaftskammer und Unterlegene sprechen von Postenschacher und Mauschelei. Die zum Zuge gekommene 50-jährige Ex-Mitarbeiterin von Sozialminister Rudolf Hundstorfer war angeblich nur die drittgereihte von drei Bewerbern. Nun soll eine Klage folgen.

"Die Entscheidung ist nicht gerechtfertigt", erzürnte sich ein WKÖ-Sprecher am Donnerstag kurz nach Verkündung der Neubesetzung. Hundstorfer sei ein Dreier-Vorschlag für die Nachfolge der Geschäftsführung übermittelt worden. "In den Unterlagen des Ministers fand sich keine Reihung", versicherte hingegen der Sprecher des Sozialministers. Parteipolitik habe bei der Entscheidung "überhaupt keine Rolle" gespielt. Hundstorfer halte Draxl für die qualifizierteste Nachfolgerin in der Geschäftsführung.

Dieser Einschätzung widerspricht die Wirtschaftskammer entschieden. Demnach hätten sich für die Nachfolge der scheidenden Geschäftsführerin Claudia Finster drei Personen beworben: die bisherige Stellvertreterin Inge Friehs (Bild rechts), Gernot Mitter, Arbeitsmarktexperte in der Wiener Arbeiterkammer, und Draxl, zuletzt Abteilungsleiterin des Europäischen Sozialfonds in Hundstorfers Sozialministerium. Laut WKÖ wurde Friehs von einem externen Personalberater Anfang Mai für die qualifizierteste Kandidatin befunden, Draxl lag an dritter Stelle.

"Da können wir nicht zur Tagesordnung übergehen"
"Es war ausgemacht zwischen den Sozialpartnern, dass der oder die Bestgereihte genommen wird", ärgerte sich der Kammer-Sprecher: "Wenn dieses Prinzip zugunsten parteipolitischer Interventionen fallengelassen wird, können wir nicht zur Tagesordnung übergehen." Die paktierte objektive Vorgangsweise sei gebrochen worden. 

WKÖ-Präsident Leitl hatte sich bereits am Vormittag, als die Personalentscheidung noch nicht bestätigt war, empört gezeigt: "Sozialpartnerschaft darf nichts mit Packelei und Mauschelei zu tun haben." In der Causa spielten "die unterschiedlichsten Interessen, in die der ÖGB, die AK, der Bundesminister selbst und vor allem - wenn auch im Hintergrund - die Politik in Wien involviert sind, eine Rolle". Allerdings müsse die beste Qualifikation Vorrang haben vor Parteibuchwirtschaft. Angesichts der sich abzeichnenden Entscheidung Hundstorfers hatte Leitl übrigens den Sozialminister noch am Donnerstag von der Sitzung des Wirtschaftsparlaments ausgeladen.

WKÖ will Friehs nun bei Klage unterstützen
Ein WKÖ-Sprecher kündigte ferner an, dass Friehs - sollte sie gegen die Entscheidung Berufung einlegen - von der Wirtschaftskammer "in jeder Hinsicht unterstützt" werde. Und genau dieser Fall dürfte nun eintreten. Denn die Unterlegene kündigte wenig später an, gegen den Beschluss vor Gericht zu ziehen. Sobald die Absage offiziell vorliege, werde Friehs "alle rechtlichen Möglichkeiten" wahrnehmen, berichtete ein Sprecher des Wiener Arbeitsmarktservice.

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