Belohnung für Folter?

Nawalny-Tod: Putin befördert Gefängnisaufseher

Ausland
20.02.2024 18:11

Nur wenige Tage nach dem Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny in einem sibirischen Straflager brodelt die Gerüchteküche um die mögliche Todesursache weiter. Wladimir Putin hat indessen mehrere Strafvollzugsbeamte und auch den Vizechef der russischen Gefängnisbehörde befördert. Nawalnys Team sieht darin eine Belohnung - Moskau dementiert.

Die jüngsten Beförderungen des Kremlchefs stehen unter einem dunklen Stern. Mit Waleri Bojarinzew ging eine davon an keinen Unbekannten: Der Vizechef der Gefängnisbehörde FSIN soll laut Nawalnys Team für die Folterungen des Putin-Kritikers im Gefängnis verantwortlich gewesen sein.

Aus Kreml-Kreisen wird versucht, eine natürliche Todesursache zu propagieren. So recht glauben wollen Kritiker das aber nicht. (Bild: APA/AFP)
Aus Kreml-Kreisen wird versucht, eine natürliche Todesursache zu propagieren. So recht glauben wollen Kritiker das aber nicht.

Schikanen begannen im Vorjahr
Für Bojarinzew ist es jedenfalls ein ordentlicher Karrieresprung - ist er nun doch Generaloberst des russischen Innenministeriums. „Das muss man wohl als offene Belohnung Putins für die Folter verstehen“, schrieb Iwan Schdanow vom Fonds zur Bekämpfung der Korruption (FBK) auf seinem Telegram-Kanal.

Putins Scherge begann seine Schikanen im Juli 2023 im Zuge einer Gerichtsverhandlung, als er den Oppositionspolitiker beim Kauf von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs per Anordnung einschränkte. Daraufhin folgten laut Schdanow noch weitere gezielte Bosheiten gegen Nawalny.

Moskau: „Ganz gewöhnlicher Vorgang“
Die Beförderung des 53-Jährigen wurde am Montag durch die Veröffentlichung des Präsidentendekrets in der Gesetzesdatenbank bekannt. Neben Bojarinzew wurden noch drei weitere Strafvollzugsbeamte im Generalsrang befördert.

Im Kreml will man von Kritik nichts wissen: Sprecher Dmitri Peskow bekräftigte in einem Statement, dass es sich dabei um einen „ganz gewöhnlichen Vorgang“ handle und dementierte auch gleich einen Zusammenhang zwischen dem Tod Nawalnys und den Beförderungen.

Leichnam immer noch nicht übergeben
Alexej Nawalny ist am Freitag im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal ums Leben gekommen. Der durch wiederholte Einzelhaft geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Um den genauen Hergang sind zahlreiche Theorien im Umlauf - die meisten internationalen Beobachter sehen dabei jedenfalls den Kreml am Tod Nawalnys beteiligt.

Die Behörden verweigern indessen den Angehörigen trotz auch internationaler Proteste bis heute Zugang zu seiner Leiche. Nawalnys Team, das dem russischen Machtapparat Mord vorwirft, sieht darin einen Vertuschungsversuch.

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