Kreml-Kritikerin:
Russland „weiß nur zu stehlen und zu töten“
Der russische Regimegegner Wladimir Kara-Mursa weist viele Parallelen mit dem verstorbenen Alexej Nawalny auf. Auch er sitzt unter fürchterlichen Umständen in einer Strafkolonie. Zwei Giftanschläge hat der Politiker und Journalist bereits überlebt. Seine Angehörigen befürchten, dass der russische Präsident Wladimir Putin es nun auf ihn abgesehen haben könnte.
Nach der Ermordung des größten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny sitzt der Schock nach wie vor tief. Immer brutaler wird die Opposition in Russland unterdrückt. Was bewegt Menschen dazu, trotz dieser Bedingungen weiterzukämpfen? Wieso machen sie das?
„Weil sie wahre russische Patrioten sind“, schildert die Ehefrau von Wladimir Kara-Mursa, Jewegenija Kara-Mursa, im „ZIB 2“-Interview mit Armin Wolf. Die treibende Kraft dahinter sei ihr Glaube, dass Russland etwas Besseres verdient habe. Wladimir glaube, dass es die Pflicht eines russischen Politikers sei, an der Seite jener zu stehen, die ihr Leben riskierten und zu zeigen, dass man seine Angst überwinden könne.
Haftbedingungen besonders hart
Vergangenen April war Wladimir Kara-Mursa unter dem Vorwurf des „Hochverrats“ zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Es ist die höchste Strafe, die bisher gegen einen Oppositionellen in Russland verhängt wurde. International wird er als politischer Gefangener eingestuft. Die Strafe muss Wladimir unter besonders harten Bedingungen abbüßen. Seine Zelle sei nur wenige Quadratmeter groß, das Bett an der Wand fixiert und das Regime dort äußerst streng, schildert Jewgenija.
Bezüglich der Ermordung des Kreml-Gegners Alexej Nawalny bestehen für Jewgenija keine Zweifel, dass es sich um ein geplantes Attentat gehandelt hat. Die drei Jahre davor sei Nawalny gefoltert und gequält worden. „Putin hat in diesen Jahren alle Grenzen überschritten“, konstatiert sie.
So gut wie kein Kontakt möglich
Gehört hat sie von ihrem Mann schon lange nichts mehr. Vergangenen Sommer sei ihr ein 15-minütiges Telefonat gewährt worden. Sie habe jedoch nicht mit ihm gesprochen, sondern die Zeit ihren drei Kindern geschenkt. Mit einer Stoppuhr sei sie daneben gestanden, um die jeweils fünf Minuten genau unter ihnen aufteilen zu können.
Vor einer Woche feierten Jewgenija und Wladimir ihren 20. Hochzeitstag. Das beantragte Telefonat sei jedoch abgelehnt worden - der Gefängnisleitung schien der Anlass nicht außergewöhnlich genug, um das Gespräch zuzulassen.
Putin will wohl lebenslang regieren
Heute lebt sie in ständiger Angst um ihren Mann. Sie könne es jedoch nicht zulassen, dass sie diese Emotionen von der Arbeit abhalten, die Wladimir so wichtig ist. Russland sei ein „mörderisches Regime, das nur zu stehlen und zu töten weiß“, so Jewgenija. Sie hoffe auf den Tag, an dem alles zusammenbricht.
So schnell wird dieser Schrecken wohl kein Ende finden. Laut Jewgenija wird Putin so lange er lebt regieren wollen. Die anstehende Wahl habe nichts mit einem demokratischen Prozess gemein. Putin sei kein legitimer Herrscher der Russischen Föderation.
Vom Westen wünscht sich die Ehefrau des inhaftierten Oppositionellen Einigkeit. Einigkeit bei der Unterstützung der Ukraine und bei der Verurteilung von Putins Verbrechen.
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