Beschluss in Alabama

Eingefrorene Embryonen als Kinder anzusehen

Ausland
23.02.2024 08:04

Ein Gericht im US-Bundesstaat Alabama entschied, dass eingefrorene Embryonen als Kinder zu werten sind (siehe Video oben). „Ungeborenes menschliches Leben ist heilig“, sagte der Richter. In Alabama sind auch Schwangerschaftsabbrüche nahezu komplett verboten.

Aufgrund der neuen Entscheidung, dass auch eingefrorene Embryonen als Kinder anzusehen sind, haben bereits mehrere Fruchtbarkeitskliniken angekündigt, vorerst keine In-Vitro-Befruchtungen bei Menschen mit Kinderwunsch mehr vorzunehmen. Dabei handelt es sich um eine Technik, die die Befruchtung der Eizellen durch Spermien außerhalb des Körpers der Frau ermöglicht. Der Vorgang wird im Reagenzglas durchgeführt, anschließend wird das befruchtete Embryo in die Gebärmutter implantiert.

Vorgang der künstlichen Befruchtung (Bild: APA/dpa-Zentralbild/Ralf Hirschberger)
Vorgang der künstlichen Befruchtung

Patientin ließ Embryonen versehentlich fallen
Hintergrund der Entscheidung des Gerichts ist ein Fall, in dem drei Paare ein Krankenhaus verklagt hatten, weil ihre gefrorenen Embryonen versehentlich von einer Patientin fallen gelassen und zerstört worden waren. Grundlage ist ein Gesetz aus dem Jahr 1872. Zuvor hatte ein vorinstanzliches Gericht noch entschieden, dass eingefrorene Embryonen nicht als „Personen“ oder „Kinder“ betrachtet werden könnten. Das oberste Gericht hob das Urteil mit sieben zu zwei Stimmen aber wieder auf. Das 150 Jahre alte Gesetz sei auf „alle Kinder, ohne Einschränkung“ anzuwenden  - „geboren und ungeboren.“

Biden: „Empörend und inakzeptabel“
US-Präsident Joe Biden wertete das Urteil am Donnerstag als „empörend und inakzeptabel.“ Es handle sich um eine Einmischung in die Familienplanung von Frauen. Vizepräsidentin Kamela Harris ergänzte, dass es ironisch sei, einerseits Frauen das Recht zu nehmen, eine unerwünschte Schwangerschaft zu beenden, und ihnen andererseits die Möglichkeit einer Wunschschwangerschaft durch künstliche Befruchtung zu verwehren.

Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch wurde vor eineinhalb Jahren vom Obersten Gerichtshof gekippt. In Alabama sind Abbrüche nur dann erlaubt, wenn eine ernste Gesundheitsgefahr für die werdende Mutter besteht. Vergewaltigungen und Inzest stellen hingegen keine Ausnahme dar. Ärztinnen und Ärzte, die Abbrüche durchführen, können mit einer Haft von bis zu 99 Jahren bestraft werden. In etwa zwei Dutzend weiteren US-Bundesstaaten sind Schwangerschaftsabbrüche ebenfalls verboten oder zumindest stark eingeschränkt.

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