Acht Jahre lang begeisterte Sängerin Cleo Panther an der Front von Parov Stelar und brachte den Konzerten eine große Extraportion Energie. Nach dem Split 2019 gründete sie eine Familie und experimentierte an eigenen Songs. Ihre EP „Reflections Of Paradise“ ist der Beginn einer neuen Karriere. Mit uns sprach sie ausführlich über das Rock‘n‘Roll-Leben von früher, künstlerischen Ausdruck und warum sie sich heute angekommen fühlt.
Als Sängerin von Parov Stelar hat Daniela Hrenek aka Cleo Panther alles erlebt, was man im Popzirkus nur erleben kann. Von 2011 bis 2019 begeisterte sie Fans quer über den Globus. Von Russland über Asien bis zu einem unvergesslichen Auftritt am kalifornischen Coachella Festival war alles dabei. Mehrere Nummer-1-Alben, abertausende begeisterte Fans, Clubnächte und unvergessliche Auftritte mit dem international erfolgreichsten Electroswing-Act der Welt. 2019 pausierten Parov Stelar das erste Mal kurz und Cleo zog die Reißleine. Das kam nicht nur für die Fans überraschend. „Es hat sehr lange gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen“, erzählt uns die Künstlerin im „Krone“-Interview, „so etwas macht man nicht über Nacht. Weder für sich, noch für das Team, das sich als eine solche Riesenproduktion natürlich aufeinander verlassen muss. Ich habe mir lange davor schon klargemacht, dass ich damit okay bin, denn sonst wäre ich ein tiefes Loch gefallen.“
Gut überlegte Entscheidung
Nicht zuletzt aufgrund Panthers energetischen und kraftbetriebenen Performances wurde aus Parov Stelar ein derart erfolgreiches Zugpferd für eine ganze Szene. Die Wienerin, die sich ihre Meriten schon Jahre davor in der Soul-Coverband Tiger Tales verdiente, weiß, was sie mit dem Ausstieg verloren hat. „Mit den Jungs auf der Bühne zu stehen habe ich geliebt, wir hatten eine ganz spezielle Energie miteinander. Aber auch ich werde älter und musste irgendwie für mich entscheiden, ob ich jetzt noch einmal etwas anderes angehe oder nicht. Ich habe alles sehr lange aufgeschoben, um das alte Leben nicht zu verlassen, weil es früher immer das war, was ich wollte.“ Neben der Tatsache, eine Familie gründen zu wollen, führten nicht zuletzt auch eigene künstlerische Bestrebungen zum Split zwischen Parov-Chef Marcus Füreder und der Sängerin. „Ich bin leidenschaftliche Performerin, aber diese Figur habe ich bei Parov Stelar total ausgereizt. Ich habe dort in der Art alles gegeben, was geht. Mir war aber zunehmend klar, dass ich mich auch als Künstlerin sehe.“
Eine Selbstständigkeit parallel zum monströsen Parov-Stelar-Tourtross kam für Cleo Panther auch aus Zeitgründen nicht infrage. „Außerdem wollte ich den gesamten Schaffensprozess begleiten. Alles von Anfang an so gestalten, wie ich gerne möchte. Dafür braucht man Zeit und Ruhe und das gönnt einem ein derartiges Großprojekt nicht.“ Nach dem Ende bei Parov Stelar kam relativ schnell die Pandemie, die für Cleo Panther ambivalent war. Einerseits wurden die Soloambitionen erst einmal ausgebremst, andererseits fand nicht nur sie selbst, sondern die ganze Welt für eine Zeit lang zur Ruhe. Die 44-Jährige genoss ihre Wahlheimat London, kam von den Strapazen der letzten Jahre runter und genoss eine neue Form der Entspanntheit. „Ich habe mir eine Auszeit gegönnt, um den Kopf freizubekommen und ins neue Leben hineinzuwachsen. Mein Mann meinte immer, ich könne auch online arbeiten, aber ich brauche die echte Begegnung mit Menschen. Das Gefühl der Gemeinschaft in einem Studio.“
Lebensrückschau
2022, während der Schwangerschaft mit ihrem heute knapp zweijährigen Sohn, begann Cleo aktiv an den Songs zu arbeiten. „Ich wusste, dass ich dieses Fenster nützen muss, weil ich nach der Geburt länger keine Zeit dafür haben werde“, lacht sie. Die jetzt vorliegende EP „Reflections Of Paradise“ erweist sich dabei als eine kurze, aber inhaltsreiche Reise durch die turbulenten letzten 13 Jahre, in denen sich ihr Leben mehrmals drastisch verändert hat. Es ist eine Rückschau auf die unglaublich stressige, aber auch schöne Zeit im Rampenlicht und auf den größten Bühnen der Welt. Auf Award-Shows, Flugreisen und den Rock’n’Roll-Lifestyle, aber auch auf das innerlich aufkeimende Gefühl, dass da noch mehr ist, das gesagt werden muss. „Ich habe definitiv im Paradies gelebt und danach fand die Reflexion statt. Die EP ist im Prinzip ein Rückblick und gar nicht so stark mit der Gegenwart verbunden. Der Titelsong kommt ganz am Ende. Er beschreibt, wie alle Sorgen von mir abfielen, dass jetzt alles gut ist und dass ich neue Wege beschreite.“
Mit Produzent Albin Janoska fand Cleo Panther schnell den passenden „Partner in Crime“, der mit der nötigen Flexibilität, Ruhe und viel Gefühl an das Werk ging. Auffallend ist etwa der markante Einsatz von Streichern und die warme, fast schon anschmiegsame Atmosphäre, die sich durch die Songs ziehen. „Ich war sehr stark von Isaac Hayes oder Bobby Womack inspiriert“, so die Sängerin, „zudem liebäugle ich sehr stark mit den 70er-Jahren. Egal, ob es um Vintage-Möbel oder den Sound geht, es ist einfach mein Jahrzehnt. Ich liebe orchestrale Streicher und Disco-Streicher.“ Der konzeptionelle Unterbau erleichtert Panther das Texten. „Die EP ist wie ein Roadtrip und jeder einzelne Song ist ein eigener Stopp auf meiner Reise. Mit dem Sound habe ich mir einen Rahmen geschaffen, zu meinen Ursprüngen zurückreisen und die letzten Jahre reflektieren zu können.“ Dass die einzelnen Lieder eine klangliche hohe Vielfalt aufweisen, war beabsichtigt. „Ich kann meine Geschichte nicht in derselben Emotion erzählen, so ist das Leben schließlich auch nicht.“
Zwischen Disco und Diva
Mit „Reflections Of Paradise“ öffnet Cleo Panther nun das nächste Kapitel ihres neuen Lebens. Die musikalische Abhandlung der jüngeren Vergangenheit eröffnet ihr mit dieser EP die Möglichkeit, völlig frei und offen in die musikalische Zukunft zu schreiten. Für eventuelle Live-Termine, die man aufgrund ihrer Bühnenliebe definitiv erwarten darf, kann sie sich auch vorstellen, die eher getragenen Songs mittels Arrangement-Veränderungen Club-tauglicher zu machen - oder auch orchestraler. „Der Musikverein oder das Konzerthaus würden mir auch gutstehen. Da käme dann die Diva raus, aber die beherrsche ich sicher auch gut.“ Bei Parov Stelar hat sich Panther jedenfalls kein Hintertürl offengehalten. „So eine enge Zusammenarbeit ist wie eine intensive Liebesbeziehung, da braucht es eine gewisse Distanz, weil die Trennung schmerzvoll war. Es gibt kein böses Blut und man sollte niemals nie sagen, aber dahingehend ist überhaupt nichts geplant.“
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