2 Jahre Ukraine-Krieg

Russlands Offensive und Österreichs Strategie

Ausland
24.02.2024 12:35

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine jährt sich am Samstag bereits zum zweiten Mal. Zu diesem Anlass zogen die zwei Bundesheer-Experten Oberst Markus Reisner und Generalmajor Bruno Günter Hofbauer Resümee im Verteidigungsministerium.

Die zweite russische Winteroffensive läuft gerade. Keiner dachte damals am 24. Februar vor genau zwei Jahren, dass die Ukrainer dem russischen Angriffskrieg länger als drei Tage standhalten würden. Doch der Krieg hat nicht vor zwei, sondern eigentlich bereits vor zehn Jahren begonnen, wie Bundesheer-Experte Oberst Markus Reisner im Verteidigungsministerium sagte.

Oberst Markus Reisner (Bild: P. Huber)
Oberst Markus Reisner

Die ukrainische Armee ist inzwischen mehr als geschwächt und aufgrund der aktuellen Lage sieht Reisner schwarz für die Ukraine. Vor allem liege das am mangelhaften Nachschub von Munition und der russischen Überlegenheit dahingehend. „Auf eine ukrainische Granate folgen an der Front derzeit zehn russische“, so Reisner.

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Unsere Schwäche ist die Stärke Russlands.

Oberst Markus Reisner

Russland habe sich in den letzten zwei Jahren „massiv angepasst“, seinen militärischen-industriellen Komplex hochgefahren und „ist in der Lage, man schätzt, im Moment zwischen 3,5 bis fünf Millionen Artilleriegranaten pro Jahr zu produzieren“. Russland produziert außerdem Drohnen industriell. Die Ukrainer müssen erst eine entsprechende Industrie dafür aufbauen, wodurch sie militärisch klar im Nachteil sind.

Einen Mangel sah der Bundesheer-Experte auf ukrainischer Seite zudem bei Flugabwehrsystemen, es fehlten Kampfflugzeuge und mühsam aufgebaute Reserven bei Geräten insgesamt seien in der gescheiterten Sommeroffensive von 2023 praktisch verbraucht worden.

Russische Armee mehr als doppelt so groß wie zu Kriegsbeginn
Die Zahl der derzeit an der Front eingesetzten ukrainischen Soldaten schätzte der Bundesheer-Experte auf 400.000. Auf der russischen Seite seien knapp 500.000 im Einsatz, zweieinhalb so viel wie jene 190.000 Mann, mit denen die russische Armee im Februar 2022 einmarschiert sei. Die militärischen Verluste der letzten beiden Jahre würden auf ukrainischer Seite etwa 200.000 Tote und Verwundete und auf russischer Seite 300.000 betragen, erklärte er mit Verweis auf seines Erachtens zuverlässige Angaben von US-Militärs.

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Es ist unser Ziel, bis 2032 ein kampffähiges Bundesheer zu werden.

Generalmajor Bruno Günter Hofbauer

Ein Drittel dieser in Summe 500.000 Soldaten dürfte dabei getötet worden sein, kommentierte der Oberst des Generalstabsdienstes, der die militärische Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine medial erstmals am 22. Februar 2022 und somit zwei Tage vor Beginn der russischen Invasion kommentiert hatte. Zum Einfluss des Krieges auf Europa sagte er noch: „Unsere Schwäche ist die Stärke Russlands.“

Gefahr von Drohnen hoch
Der stellvertretende Generalstabschef, Generalmajor Bruno Günter Hofbauer nannte den aktuellen Zeitpunkt als „Vorphase vor einer viel größeren Auseinandersetzung“ und deutete damit die Änderung der Gewichtung im globalen Zusammenspiel in Bezug auf den globalen Süden und den globalen Osten an. Aber auch Österreich stehe vor vielen Herausforderungen. „Wir sollten bedenken, dass all die Risiken und Bedrohungen, die uns vor der Ukraine beschäftigt haben, nicht verschwunden sind.“

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Wir sollten bedenken, dass all die Risiken und Bedrohungen, die uns vor der Ukraine beschäftigt haben, nicht verschwunden sind.

Generalmajor Bruno Günter Hofbauer

Ausgehend davon, dass Österreich weiterhin von EU- und NATO-Staaten umgeben sei, nannte er zudem die Verletzung der Lufthoheit und den Einsatz von Spezialeinsatzkräften als denkbare Bedrohungen. Als hoch bewertete der Generalmajor zudem den militärischen Einsatz von Drohnen gegen Österreich in den nächsten zehn bis 15 Jahren. „Einer der wesentlichen Punkte für das österreichische Bundesheer ist es, die Fliegerabwehrfähigkeit entsprechend hochzufahren“, sagte er.

Auch wurden neun neue Hubschrauber angeschafft. (Bild: BMLV/Daniel TRIPPOLT)
Auch wurden neun neue Hubschrauber angeschafft.
(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Dazu wird aktuell sehr viel Geld in die Hand genommen. Alleine für Kampfhelme fließen 55 Millionen Euro. Man versuche bei laufendem Motor das Bundesheer zu reformieren. Ziel ist jedenfalls, bis 2032 „ein kampffähiges Bundesheer zu werden.“

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