Den in Daunenjacken, Hauben und Fäustlingen dick eingepackten Schaulustigen wurde in Bad Goisern schon beim Zuschauern kalt, als 64 Eisschwimmer in die Fluten des Hallstättersees stiegen. Doch die coolen Sportler behaupten: „Alles nur Kopfsache!“ Trotzdem nehmen sie auch Schmerzen auf sich . . .
Die Kälte bohrt sich in die Haut, das vegetative Nervensystem schaltet in den Überlebensmodus, schüttet Adrenalin und andere Stresshormone aus. Schnappatmung droht. Die Gefäße an der Körperaußenseite krampfen sich zusammen, das Blut strömt in den Körperkern, versucht die inneren Organe warm zu halten. Trotzdem setzen nach etwa zehn Sekunden rasch Schmerzen ein . . .
„Die hab’ auch ich immer noch“, lächelt Josef Köberl, während aus der Musikbox neben ihm „Schifoan“ dudelt.
Der Ambros-Evergreen, der perfekt zum tiefblauen Himmel über und zu den frisch verschneiten Bergen rund um Bad Goisern passt. Nur so ganz und gar nicht zu Köberls Outfit: Badelatschen, Badehose – und sonst nur nackte (Gänse)Haut . . .
Sogar ein Mexikaner war am Start
Willkommen bei den Anti-Warmduschern unter den Sportlern, willkommen beim sechsten Eisschwimmen am Hallstättersee. Letzterer hatte gestern 5,0 Grad und war damit für das Event fast zu warm. „Ein Zehntel mehr und der internationale Verband hätte den Bewerb nur als Winterschwimmen anerkannt“, sagt Peter Puntigam von der Wasserrettung, die den „Februar-Badetag“ organisiert, vier 25-Meter-Bahnen in den See gelegt hatte.
„Mi brachtet‘s da ned eini“, sagte Bürgermeister Leopold Schilcher. Viele der am Ufer in dicke Winterjacken gehüllten Schaulustigen dachten wohl ähnlich.
Dagegen verriet die Wienerin Shakiri Juen im Badeanzug: „Ich wärme meinen Körper vor jedem Wettkampf mittels einer tibetanischen Atemtechnik auf.“
„Das ist alles nur Kopfsache“, sagte mit Karin Thell-Liess eine andere der 64…Teilnehmer aus acht Nationen. Unter denen war ein Weltmeister, ein Mexikaner, ein Gehörloser – und auch Josef Köberl. Österreichs Eisschwimm-„Papa“, der 2017 einen eigenen Verband gegründet hat, bereits den Ärmelkanal in der Badehose durchquerte und der einen mehr als eisigen Weltrekord hält.
Das ist alles nur Kopfsache!
Eisschwimmerin Karin Thell-Liess
Niederösterreicher stellte eisigen Weltrekord auf
Dieser nennt sich „Longest Duration Full Body Contact With Ice“ – und wurde vom Niederösterreicher im Jahr 2020 aufgestellt, als es der damals 43-Jährige nur mit einer Badehose bekleidet 2:30,53 Stunden in einer mit Eiswürfel befüllten Box ausgehalten hatte.
Kein Wunder, dass Köberl gestern nach dem 1000 Meter langen Marathonbewerb nach knapp 19 Minuten nicht einmal sofort aus dem Wasser stieg, sondern zum Verschnaufen noch im See blieb. Obwohl eben auch bei geübten Eisschwimmern der Körper immer mit den eingangs beschriebenen Symptomen reagiert.
Letzteres ist auch der Grund dafür, dass jeder der zehn Langdistanz-Teilnehmer zuvor an Ort und Stelle sicherheitshalber auch noch einmal von einem Arzt gecheckt wurde. „Das ist eine Vorschrift des internationale Verbands“, sagt Organisator Puntigam. Der es übrigens mit seinem Ortschef hält: „Auch ich würde um diese Jahreszeit niemals in den See gehen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.