Bis jetzt hat sich Helwig Brunner vor allem als Lyriker und Lyrik-Herausgeber einen Namen gemacht. Nun hat der Grazer Autor und Ökonom einen erschütternden Roman über den Klimawandel und die Welt im 25. Jahrhundert geschrieben.
Sie schaut düster aus, die Welt im 25. Jahrhundert. Die Klimaerwärmung und nukleare Katastrophen haben den Großteil Mitteleuropas in eine Wüste verwandelt. Leben ist nur noch in abgeschlossenen „Humanarealen“ möglich, die von mächtigen Behörden organisiert werden.
Aktuelle Entwicklungen konsequent weitergedacht
„Das klingt wie eine erfundene Dystopie“, sagt Autor Helwig Brunner. „Aber leider mache ich in meinem Roman nichts anderes, als die aktuellen Entwicklungen logisch und konsequent weiter zu denken.“ Als studierter Biologe und hauptberuflicher Ökonom muss er es wissen, auch wenn Brunner betont: „Der Roman ist kein Sachbuch, sondern Literatur.“
Dennoch verfolgt er mit seinem Roman ein Ziel: „Wir haben in Wahrheit einen sehr limitierten Blick auf die Welt. Wir wissen zwar sehr vieles, aber viel mehr als zwei Generationen zurück und nach vor können wir uns nicht wirklich gut vorstellen und tun uns daher auch so schwer, die langfristigen Konsequenzen unseres Handelns zu erkennen.“ Das wollte Brunner ändern: „Ich wollte den menschlichen Horizont aufreißen und auf den Menschen nicht als eine Abfolge von Generationen, sondern als Spezies blicken“, sagt er.
Protagonist ist Vergangenheitsforscher
Daher blickt er in „Flirren“ so weit in die Zukunft - und von dort wieder zurück auf unsere Zeit: „Mein Protagonist Leonhard ist Vergangenheitsforscher und soll herausfinden, wo es Momente der verheerenden Versäumnisse, aber auch der Hoffnung gegeben hätte und was man von diesen lernen kann.“ Gleichzeitig hat Leonhard aber auch ein sehr persönliches Trauma zu überwinden: „Er hat seine große Liebe Lea mehr oder weniger direkt an den Klimawandel verloren.“
Eine Frage, die der Roman immer wieder aufwirft: Was passiert mit dem Menschen und der menschlichen Gefühlswelt, wenn sich die Welt, in die er lebt, so massiv verändert: „Der Mensch ist ja keine Kakerlake, deren Bauplan so robust ist, dass sie über Jahrtausende hinweg allen Veränderungen zum Trotz überlebt. Wir sind fragile Wesen“, sagt Brunner.
Sein Roman ist nicht nur eine eindrückliche und ungeschönte Schilderung unserer möglichen (oder besser gesagt: wahrscheinlichen) Zukunft, sondern auch ein Weckruf, sich der menschlichen Fragilität bewusst zu werden.
Helwig Brunners Roman „Flirren“ (208 Seiten, 24 Euro) ist im Droschl Verlag erschienen. Am 29. Februar präsentiert er das Buch im Grazer Literaturhaus.
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