"Firmenregeln"

US-Strandwächter gefeuert, weil er Mann rettete

Ausland
05.07.2012 07:47
Ein Strandwächter im US-Bundesstaat Florida hat die Rettung eines Ertrinkenden teuer bezahlt: Zwar konnte er den in Lebensgefahr befindlichen Schwimmer retten, weil er sich dafür aber 500 Meter aus seinem Zuständigkeitsbereich entfernte, verlor der 21-Jährige seinen Job. Nach einem Sturm der Entrüstung wird die Entlassung nun geprüft.

Rettungsschwimmer Tomas Lopez befand sich Anfang der Woche auf seinem Posten am Strand von Hallandale nördlich von Miami, als ein Strandbesucher ihn auf den Ertrinkenden in einem "nicht kontrollierten Bereich" des Strands aufmerksam machte. "Es war ein langer Weg, aber jemand brauchte meine Hilfe, also sagte ich nicht Nein", berichtete Lopez der Zeitung "South Florida Sun-Sentinel".

Als der Rettungsschwimmer an der Stelle ankam, hatten Badegäste den Ertrinkenden bereits aus dem Wasser gezogen. Zusammen mit einer Krankenschwester, die sich zufällig an dem Strand aufgehalten hatte, habe er Erste Hilfe geleistet, sagte Lopez. Der Mann, ein 21-jähriger aus Estland, wurde auf die Intensivstation gebracht. Mittlerweile befindet er sich auf dem Weg der Besserung.

Lopez' Ex-Arbeitgeber begründete die Entlassung damit, dass die Rettungsschwimmer an "Firmenregeln" gebunden seien und sich aus Haftungsgründen nicht aus ihrem Zuständigkeitsbereich entfernen dürften. "Was er tat, war seine Entscheidung. Er kannte die Firmenregeln und tat, was er für richtig hielt", sagte ein Sprecher der Hallandale-Strandwache.

"Wir sollen im Prinzip beim Sterben zusehen"
Lopez hielt dagegen, er habe seine Moral über seine Arbeitsregeln gestellt. Das sehen auch zwei Kollegen so, die aus Protest gegen die Entlassung des 21-Jährigen selbst kündigten. "Was hätte er tun sollen? Den Mann ertrinken lassen?", fragte Szilard Janko, einer der beiden Männer.

"Was wir im Prinzip machen sollen, ist, beim Sterben zuzusehen", sagte der 16-jährige Zoard Janko dem TV-Sender ABC. Der 19-jährige Brian Ritchie erklärte, er hätte genauso gehandelt wie Lopez. "Ich könnte mich an die Regeln halten und sagen, dass ich jemandem in einer Notsituation nicht helfen würde, aber ich weiß, dass ich bei so einem Vorfall losrennen würde", sagte Ritchie.

Sie alle sind empört über die Entscheidung der Firma - ebenso wie zahlreiche US-Amerikaner, die inzwischen von der Geschichte gehört oder gelesen haben.

Kündigung wird nun geprüft
Der Sturm der Entrüstung hat inzwischen auch die obersten Ebenen von Lopez' ehemaligem Arbeitgeber erreicht - und jetzt soll die Entlassung geprüft werden. Es würden nun alle an dem Vorfall Beteiligten befragt, um festzustellen, ob Sicherheitsrichtlinien verletzt worden seien. "Sollte sich herausstellen, dass die gesetzten Aktionen unangebracht waren, dann werden wir die Entscheidung überdenken", so Jeff Ellis, Chef der Firma, zu der die Hallandale-Strandwache gehört, gegenüber dem "Sun-Sentinel". Ob die Kündigung aufgehoben werde, komme darauf an, welche Ergebnisse die Befragungen brächten.

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