Nach neun Monaten in Taliban-Haft hat der Österreicher Herbert Fritz offenbar noch nicht genug von seinen Weltreisen, aber doch von Afghanistan. „Ich denke, es war Pech, aber zum Wohl meiner Familie möchte ich nicht mehr hinreisen“, sagte der rechtsextreme Autor bei seiner Ankunft in Wien.
In der katarischen Hauptstadt Doha hatte er während seiner Rückkehr gegenüber dem Sender Al Jazeera noch gesagt, dass er Afghanistan gerne wieder besuchen würde. Inzwischen dürfte ihm seine Familie wohl ins Gewissen geredet und von dieser Idee „geheilt“ haben.
„Einige nette Leute dort“
„Es gab einige nette Leute dort, aber auch einige dumme Leute. Das tut mir leid“, sagte er über die Personen, die ihn gefangen gehalten hatten. Das Emirat Katar hatte die Freilassung des Mannes vermittelt. Laut dem Außenministerium sollte ihm in Katar medizinische Betreuung angeboten werden, ehe er wieder nach Österreich zurückreisen wird.
Ich musste keinen Hunger leider, aber psychisch war es grenzwertig.
Herbert Fritz über seine Haft
Am Weg vom Flughafen Wien ins heimische Spital meldete sich Herbert Fritz sichtlich erleichtert bei der „Krone“. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut, vor allem jetzt im Kreis meiner Familie“, so Fritz. Seine 282 Tage in afghanischer Geiselhaft haben den 84-Jährigen aber naturgemäß gezeichnet. Die Haftbedingungen waren aber „in Ordnung“: „Ich musste keinen Hunger leiden, es gab genug zu essen. Vorrangig Reis und Obst. Psychisch war es aber grenzwertig. Andauernd wurde ich hingehalten und mir mehrmals die Freilassung versprochen“, so Fritz im Interview.
Der Austausch mit den Vertretern der Taliban war von gegenseitigem Misstrauen geprägt, Fritz zeigte den Taliban aber ihren Fehler beinhart auf. „Es war ehrlicherweise eine Blamage für beide Seiten. Einerseits für mich, weil ich immer betont habe, wie sicher Afghanistan ist und andererseits weil sie einen österreichischen Oppositionellen verhaftet haben - obwohl sie eigentlich mit der Bundesregierung in Kontakt treten wollten.“
Ungebrochene Reiselust, aber keine Rückkehr nach Afghanistan
Seine Reiselust will sich der rechte Buchautor aber nach diesem Vorfall nicht nehmen lassen, doch nach Afghanistan kehrt er auf Wunsch der Familie nicht mehr zurück - und auch die Taliban-Behörden haben ihn eindringlich davor gewarnt. Jetzt will Fritz einfach nur seine Enkerl und das Urenkerl in die Arme schließen und wieder ein ganz normaler „Opi“ sein.
Sein Dank gilt allen Beteiligten an der Rettungsaktion, aber auch Andreas Mölzer, der sich vor Ort für ihn eingesetzt hat. „Ohne die Hilfe von Mölzer und Peter Launsky-Tieffenthal wäre ich wohl heute noch dort.“ Das FPÖ-Urgestein hatte sich bei einem Besuch in Kabul für die Befreiung eingesetzt, der Spitzendiplomat in diskreten Kontakten.
Bekannte Figur in rechtsextremer Szene
Fritz ist eine bekannte Figur der rechtsextremen Szene in Österreich. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes von 2015 war Fritz weiter in der rechtsextremen Szene aktiv.
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