Das Hybridsystem des 3er ist aus dem größeren 5er bekannt. BMW kombiniert auch hier seinen aus zahlreichen Modellen als bärenstark bekannten Sechszylinder-Turbobenziner mit einem 40 kW/55 PS starken Elektromotor, der sich im Gehäuse der Achtgangautomatik befindet. Von dort unterstützt er den Verbrennungsmotor beim Beschleunigen, kann aber auf kurzen Strecken auch allein den Antrieb übernehmen. Maximal sollen vier Kilometer machbar sein, wer bis auf die möglichen 75 km/h beschleunigt, belastet die platzsparend im Kofferraumboden platzierten Lithium-Ionen-Akkus stärker und kommt deutlich weniger weit. Aufgeladen werden die Stromspeicher einerseits durch Bremskraftrückgewinnung, andererseits wird dem Benziner ein Teil seiner Leistung zum Auffüllen des Stromvorrats abgezweigt.
Lust auf einen Segeltörn?
Im Ergebnis soll die Mittelklasselimousine mit 5,3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer auskommen. Während einer kurzen, gelassenen Testfahrt pendelte er sich bei knapp sieben Litern ein – immer noch ein guter Wert für ein derart großes und starkes Auto. Wer konsequent im per Knopfdruck anwählbaren Eco-Pro-Modus fährt, dürfte sogar noch sparsamer davonkommen. Dann prescht der 3er zwar nicht mehr so energisch nach vorn, dafür schaltet er bei konstanter Geschwindigkeit den Verbrennungsmotor aus und entkoppelt ihn komplett vom Antriebsstrang. In diesen kurzen sogenannten Segel-Phasen muss der Motor nicht mehr mitbewegt werden, dadurch sinken Reibung und Verbrauch. Zu bemerken ist das nur durch das Absacken der Drehzahlnadel; generell absolviert der Hybridantrieb sämtliche Zu- und Abschaltvorgänger extrem komfortabel und sanft.
BMWs Hybrid kann aber auch anders. Wer statt des Öko-Programms die Sport-Einstellung wählt, macht den E-Motor vom Verbrauchs- zum Beschleunigungshelfer. Dieses sogenannte Boosten sorgt bei dem eh schon druckvollen Benziner noch einmal spürbar für Zusatzschub. Von null auf 100 km/h geht es dann in 5,3 Sekunden. Allerdings funktioniert der Elektro-Boost nur kurzzeitig – die Batterien sind entsprechend schnell leer. Weniger spektakulär hingegen wirkt das rein elektrische Fahren auf die Insassen: Gegenüber dem unter geringer Last sowieso bereits sehr leisen Sechszylinder ist akustisch kaum ein Unterschied auszumachen – zumindest im Fahrzeuginneren. Zudem ist das elektrische Fahren lediglich bei warmem Motor und Katalysator möglich – ein Umstand, der den amerikanischen Richtlinien zum Schadstoffausstoß geschuldet ist. Die morgendliche Faulenzer-Fahrt um die Ecke zum Bäcker kann somit nicht emissionsfrei absolviert werden.
Auf dem Hauptmarkt USA wird das nicht weiter stören, sind dort die Wege zwischen Haus und Shopping-Center doch in der Regel länger. Der Hybrid-3er soll dort die Rolle des sparsamen Familien- und Geschäftswagens spielen und gegen längst doppelt motorisierte Konkurrenten wie Buick LaCrosse, Lincoln MKZ und Lexus HS antreten. Hierzulande kann Sparsamkeit hingegen kein Kaufargument für den Hybriden sein. Das können die Diesel besser. Selbst die aktuelle Top-Version 330d mit 258 PS kommt mit nur 4,9 Liter Kraftstoff aus. Zielkunden sind daher eher Benziner-Fans, die eine sparsame Alternative zum 335i mit 306 PS suchen, der sich bei einem Mindergewicht von rund 65 Kilogramm immerhin 7,2 Norm-Liter auf 100 Kilometer genehmigt.
Dass man nicht einfach einen weniger starken oder kleineren Benziner auf den Verbrennerposten im Hybridantrieb setzt, hat laut Entwicklungsleiter Herbert Negele vor allem zwei Gründe. Zwar würde die Doppelmotortechnik theoretisch passen und auch den Verbrauch reduzieren, allerdings lohne das bei einem bereits sparsamen Motor den technischen Aufwand nicht. Im Gegenzug würde zudem der Aufpreis für Akku, E-Motor und Steuerungselektronik prozentual höher liegen und mehr ins Gewicht fallen.
Kommt im Herbst ab 55.550 Euro.
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