Am Mittwoch haben 30 europäische Verlagshäuser aus 17 verschiedenen Ländern, darunter zahlreiche österreichische Medien inklusive der „Krone“, eine Milliardenklage gegen den US-Internetkonzern Google eingebracht. Sie fordern 2,1 Milliarden Euro Schadensersatz, werfen dem Suchmaschinen- und Internetgiganten wettbewerbswidriges Verhalten bei „Ad Tech“ vor - Werbe-Technologien und Anzeigenservern im Internet.
Die Klage wurde in Amsterdam eingebracht und wird von der auf EU-Wettbewerbsrecht spezialisierten Kanzlei Geradin Partners vorangetrieben. Als Grundlage für die Klage sieht man ein Urteil aus Frankreich. 2021 stellte die Wettbewerbsbehörde dort fest, dass Google seine marktbeherrschende Stellung in der Online-Werbetechnologie missbraucht habe, indem es zum Nachteil der Website-Publisher seine eigenen Tools gegenüber denen seiner Konkurrenten bevorzugte.
30 Medienhäuser an Bord - auch die „Krone“
Insgesamt 30 europäische Medienhäuser haben sich entschieden, Schadensersatzsprüche geltend zu machen und die Wettbewerbsrecht-Experten mit Büros in London, Brüssel und Amsterdam mit dem Fall zu betrauen. Sie werfen Google vor, ihnen durch marktverzerrendes Verhalten Verluste eingebracht zu haben: Ohne Googles Dominanz hätte man mehr verdient und weniger für die Werbe-Tools gezahlt, wird argumentiert. Aus Österreich sind unter anderem „Krone“, „Heute“ und „Kurier“ unter den Klägern. Geradin Partners: „Dieser zentralisierte Ansatz macht mehrere Forderungen in verschiedenen europäischen Ländern überflüssig, was das Risiko von Inkonsistenzen und steigenden Kosten geborgen hätte.“
Es ist höchste Zeit, dass Google für seinen Missbrauch zur Verantwortung gezogen wird und die Opfer, Europas vielfältigen und lebenswichtigen Mediensektor, entschädigt.
Damien Geradin von Geradin Partners
Kanzleigründer Damien Geradin: „Wir sind stolz darauf, mehr als 30 Verlage bei der Durchsetzung dieses Anspruchs zu vertreten. Es wurde genug Zeit darauf verwendet, das Fehlverhalten von Google in der Werbetechnologie aufzuzeigen, das jetzt für alle sichtbar ist. Es ist höchste Zeit, dass Google für seinen Missbrauch zur Verantwortung gezogen wird und die Opfer, Europas vielfältigen und lebenswichtigen Mediensektor, entschädigt.“
Es geht um den „Google Ad Manager“
Bei der Klage geht es um ein Bündel an Technologien, die der US-Konzern im „Google Ad Manager“ bereitstellt. „Wenn wir Online-Werbeauktionen mit einer Börse vergleichen, würde Google sowohl Verkäufer als auch Käufer vertreten und gleichzeitig auch der Eigentümer der Börse selbst sein, wodurch ein klarer Interessenkonflikt entsteht“, so die Anwaltskanzlei. Google sei der dominante Anbieter bei Online-Werbeservern, betreibe die wichtigste Werbe-Verkaufsplattform, wo Werbetreibende sich Einblendungen sichern, und dazu besitze Google die Tools, mit denen auf Einblendungen geboten werde.
In Frankreich verurteilten die Wettbewerbshüter Google 2021 zu einer Strafe von 220 Millionen Euro und argumentierten, Google habe seine Machtposition am Online-Werbemarkt genutzt, um seine eigenen proprietären Technologien gegenüber Mitbewerbern besser zu stellen. Damit verzerre man den Online-Werbemarkt und bringe in einer Zeit der rapiden Transformation die darauf angewiesene europäische Verlagsbranche um Einnahmen. Google gelobte Änderungen: „Wir sind der Meinung, dass wir wertvolle Dienstleistungen anbieten und im Wettbewerb stehen. Dennoch sind wir bestrebt, proaktiv mit den Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Verbesserungen an unseren Produkten vorzunehmen“, hieß es in Googles Reaktion.
Online-Werbemarkt Gegenstand mehrerer Untersuchungen
Googles Dominanz am Werbemarkt beschäftigt nicht nur in Brüssel die Wettbewerbshüter, sondern wird auch in Großbritannien, Deutschland und den USA kritisch beäugt. Es läuft - siehe Linkbox - eine Reihe von Klagen und Untersuchungen. Der US-Internetriese kämpft neben Online-Werbung auch in anderen Bereichen mit Kritik aus der Verlagsbranche, die ihm vorwirft, sie nicht adäquat für die Verwertung ihrer Inhalte zu kompensieren.
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