„Kein Kind muss arm sein“, redet Anton Schäfer der Politik ins Gewissen. Die Volkshilfe hat am Mittwoch die „Ortstafel-Aktion“ gestartet und wirbt auf diesem Wege um Unterstützung für eine effiziente Kindergrundsicherung.
„Wir können Kinderarmut abschaffen", stand auf einem großen Plakat, das Anton Schäfer von der Volkshilfe Vorarlberg am Mittwoch vor dem Rathaus in Bregenz in die Kameras hielt - daneben stand Bürgermeister Michael Ritsch mit dem Ortsschild der Landeshauptstadt in der Hand. Es war dies der Auftakt zur „Ortsschild-Aktion“ der Volkshilfe in Vorarlberg, um für eine Kindergrundsicherung Stimmung zu machen.
„Wir wünschen uns, dass möglichst alle Bürgermeister und Gemeinderäte, viele Institutionen, Einrichtungen und Unternehmen in Vorarlberg diese Aktion unterstützen und ein Zeichen für die Abschaffung der Kinderarmut in Österreich setzen“, erklärt Schäfer. Alle Unterstützer werden gebeten, sich mit einer Ortstafel ihrer Gemeinde abzubilden und die Fotos an die Volkshilfe zu senden. So sollen österreichweit tausende „Unterstützungserklärungen“ zusammenkommen. „Es ist dies auch ein Signal an die nächste Bundesregierung, ganz unabhängig von der parteipolitischen Zusammensetzung, aktiv zu werden."
Auch Bregenzer Bürgermeister ist dabei
Mit dem Bregenzer Stadtoberhaupt hat die Volkshilfe einen ersten gewichtigen Unterstützer gewonnen. Für Ritsch ist klar: „Wir Kommunalpolitiker bekommen die traurige Lebensrealität armutsgefährdeter Kinder und Jugendlichen tagtäglich mit. Als Bürgermeister ist der Schutz meiner Bürger die oberste Pflicht. Dazu zählt auch der Schutz vor Armut und Kinderarmut. Deswegen ist es für mich vollkommen klar, dass ich als gewähltes Oberhaupt unserer Stadt die Initiative der Volkshilfe unterstütze.“
Mit einer Grundsicherung ließe sich Kinderarmut in einem der reichsten Länder der EU fast gänzlich abschaffen.
Anton Schäfer, Volkshilfe Vorarlberg
Mehr als 350.000 Kinder in Österreich und 18.000 in Vorarlberg sind von Armut bedroht - und es werden stetig mehr. „Mit einer Kindergrundsicherung ließe sich Kinderarmut in einem der reichsten Länder der EU fast gänzlich abschaffen“, ist Anton Schäfer überzeugt. Die Volkshilfe hat bereits ein entsprechendes Modell erarbeitet. Demnach wäre eine Kindergrundsicherung sozial gestaffelt. Sie steigt mit sinkendem Einkommen der Eltern und würde Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag ersetzen.
Bürokratische Hürden ließen sich abbauen
So könnten auch bürokratische Hürden abgebaut werden. Die Höhe orientiert sich am Referenzbudget der Schuldnerberatung. Zuletzt wurden exakt 872 Euro pro Kind errechnet, wobei drei Viertel der Ausgaben auf Essen, Wohnen und Schule entfallen, der Rest auf soziale Teilhabe und gesundheitliche Versorgung.
Das Europäische Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung hat bereits festgestellt, dass die Armutsgefährdung in der Gesamtbevölkerung auf 8,6 Prozent und bei den 0- bis 17-Jährigen sogar auf 2,8 Prozent sinken würde. Die Wirkung der Kindergrundsicherung wurde zudem in einem zweijährigen Pilotprojekt der Volkshilfe getestet - mit erfreulichen Ergebnissen. In Vorarlberg unterstützen neben der Armutskonferenz bislang nur Arbeiterkammer, SPÖ und Grüne eine Kindergrundsicherung. Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit einer „Modellregion Vorarlberg“ beschäftigt. Der Ausgang ist offen.
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