Mladic-Prozess
Zeuge: “Plötzlich von den Nachbarn angegriffen”
Als erster Zeuge sagte der Bosniake Evledin Pasic aus, der im November 1992 gerade 14 Jahre alt war, als in seinem Geburtsort Grabovica bei Kotor Varos südöstlich von Banja Luka mehr als 150 Männer, allesamt Nichtserben, erschossen wurden. Pasic hatte schon im Prozess gegen den früheren bosnisch-serbischen Parlamentspräsidenten Momcilo Krajisnik ausgesagt.
"Von eigenen Nachbarn angegriffen"
Die schweren serbischen Kriegsverbrechen im bosnischen Bürgerkrieg hätten die Muslime wie aus dem Nichts getroffen, so Pasic. Muslime, Serben und Kroaten hätten bis 1992 harmonisch zusammengelebt. Als damals 14-Jähriger sei er gemeinsam mit Serben in die Schule gegangen, habe mit serbischen Freunden Sport getrieben und seine Urlaube verbracht.
"Dann sind wir plötzlich von unseren eigenen Nachbarn angegriffen worden", schilderte der Zeuge. Sein Dorf Hrvacani nordwestlich von Sarajevo sei von serbischer Artillerie beschossen worden. "Alles wankte und wir schützten unsere Köpfe aus Angst, ein Geschoss könnte uns treffen", sagte er weiter. Immer wieder musste Pasic eine Pause einlegen, weil ihm seine Stimme versagte.
Mladic weist Schuld von sich
Mladic soll für Zigtausende Tote und die Vertreibung Hunderttausender verantwortlich sein. Der frühere Militärführer der bosnischen Serben, der nach mehr als zehn Jahren Flucht im vergangenen Jahr in Belgrad verhaftet worden war, ist sich keiner Schuld bewusst. Er habe nur die legitimen Rechte seines serbischen Volkes verteidigt, hatte der 70-Jährige vor Gericht angegeben.
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