Wie kann überbordende Dokumentation vereinfacht und aufwändige Administration in den steirischen Spitälern verschlankt werden? Diese Frage stellten sich alle Mitarbeiter der Kages in einem Projekt, das bis Jahresende lief. Welche Meldungen eintrudelten und wie nun mehr Zeit für Patienten bleiben soll, lesen Sie hier.
Kugelschreiber und Formular, erst dann Stethoskop und Blutdruckmesser: Steirische Spitalsärzte und Pflegekräfte müssen häufig zuerst zeitintensive bürokratische Hürden überwinden, um sich ihren Patienten widmen zu können. Das sorgt vielfach nicht nur für Stress durch zusätzlichen Arbeitsaufwand, sondern auch für Unzufriedenheit - und zwar auf beiden Seiten. Ausführliche Dokumentation in medizinischen Berufen zählt nicht zuletzt aus rechtlichen Gründen zum A und O. Dennoch klagen viele Mediziner, dass sie immer mehr Zeit am Schreibtisch statt im Behandlungsraum verbringen.
„Es geht darum, unsere Mitarbeiter zu entlasten“
Als eines der Rezepte gegen zu viel Papierkram in den weiß-grünen Krankenhäusern gab die Kages daher im vergangenen Jahr den Startschuss zum Projekt „Zu viel Dokumentation“: Das Personal aus allen Bereichen und Standorten war aufgerufen, zu melden, wo denn der Bürokratie-Schuh drückt. „Es geht darum, unsere Mitarbeiter zu entlasten und Abläufe effizienter zu gestalten. Ihre Expertise und ihr Know-how fließen in den Bürokratie-Abbau ein“, sagt Ulf Drabek, Vorstand für Finanzen und Technik, der „Krone“.
Die Kages forciert Innovationen und Prozessoptimierungen, um Mitarbeiter zu entlasten und Abläufe effizienter zu gestalten.
Ulf Drabek, Kages-Vorstand für Finanzen und Technik
165 Meldungen eingetrudelt
Und das Postfach der Koordinationsstelle in Graz füllte sich vom ersten Tag der Initiative an stetig - bis Ende Dezember, dem geplanten Abschluss, trudelten 165 Meldungen ein. Sie betrafen „Verbesserungsvorschläge zur Verschlankung und Optimierung der Dokumentation“ und kamen aus allen Spitälern, die meisten aus dem operativen Bereich: Mit 75 Hinweisen lag die Pflege an der Spitze, gefolgt von den Ärzten mit 64 Beiträgen und 18 aus der Verwaltung. Die restlichen Meldungen kamen aus dem medizinisch-technischen Dienst bzw. Controlling-Bereich.
„Der Schwerpunkt lag in der Patienten- und Pflege-Dokumentation, der Handhabung der elektronischen Fieberkurve oder der Handhabung der Aufklärungsbögen“, berichtet die Spitalsgesellschaft. Aber auch in Sachen administrativer Systeme seien „Verbesserungspotenziale“ aufgezeigt worden. Einige Mitarbeiter beklagten sich zudem über zu aufwändige Verwaltungsabläufe, die jedoch auf gesetzliche Vorgaben zurückgehen und deren „Abspecken“ daher nicht im Einflussbereich der Krankenhäuser liegt.
Die gute Nachricht: Unter mehr als der Hälfte der Vorschläge ist bereits ein „Erledigt“-Hakerl gesetzt, über den restlichen To-do-Aufgaben büffeln Experten bereits in laufenden Projekten.
„Rund-um-die-Uhr-Schreibunterstützung wäre wünschenswert“
Was ist ein Beispiel für mehr Effizienz im Krankenhaus-Alltag? „Die Sekretariate unterstützen die Ärztinnen und Ärzte meist bis 19 Uhr, eine Rund-um-die-Uhr-Schreibunterstützung wäre wünschenswert“, heißt es etwa in einer der Meldungen. Die Lösung wurde rasch gefunden: Eine durchgängige Schreib-Assistenz bestehe bereits in Form von Spracherkennung in allen Dokumenten des Patientensystems.
Ein weiteres Problem: Bei der Aufnahme für stationäre Aufenthalte müssen Patienten ihre Daten bis zu dreimal angeben - gegenüber dem ärztlichen Personal, der Pflege und der Verwaltung. Jetzt die Vereinfachung: Eine automatische Daten-Übernahme kommt.
„Wenn eine Pflegekraft für die Dokumentation länger braucht als für den Pflegeschritt selbst, läuft etwas falsch!“, stellt Karlheinz Kornhäusl im „Krone“-Gespräch klar. Der Gesundheitslandesrat war jahrelang selbst Mediziner, „operierte“ zuletzt als Internist am Grazer LKH West. Und er hat selbst „überbordende Bürokratie“ erlebt, wie er sagt. „In vielen Gesprächen, die ich geführt habe, haben Mitarbeiter zu mir gesagt: ,Die Dokumentation und die Administration erschlagen uns‘“, sagt der ÖVP-Politiker.
„Weniger Zeit am Computer!“
Nun stellt er sich gemeinsam mit der Kages die Frage: Wie kann man Ärzte und Pfleger entlasten und dabei trotzdem die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten? Von der Verschlankung der Verwaltungsabläufe in den steirischen Häusern sollen aber auch die Patienten profitieren - „weniger Zeit am Computer heißt mehr Zeit für Behandlungen!“
Eine optimierte Administration spiele, so Kornhäusl, aber auch „eine Rolle als Mosaiksteinchen“ für kürzere OP-Wartezeiten. Das Projekt läuft gerade auf Hochtouren, im Juni soll es erste Ergebnisse geben.
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