Missbrauch bei Dreh

Obonya: „Ich hätte härter eingreifen müssen“

Society International
29.02.2024 11:12

Namhafte Schauspieler wie Cornelius Obonya und Erwin Steinhauer stärken jenen Schauspielerinnen und Schauspielern den Rücken, die in der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“ über Machtmissbrauch und Übergriffe in Theater und Film berichten.

In dem Film, der am 11. März im NDR ausgestrahlt wird und bereits online abrufbar ist, werden schwere Vorwürfe gegen die Regisseure Paulus Manker und Julian Pölsler erhoben. Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) meldete sich zu Wort.

Lang überfällig“
Die Thematisierung von Gewalt und Übergriffen im Rahmen der Doku, für die die beiden NDR-Reporterinnen Zita Zengerling und Kira Gantner mit über 200 Menschen gesprochen haben, ist für Obonya eine „lang überfällige Einladung an uns alle, speziell an die Kollegen, die arrivierter sind, die älter sind, die schon viel mehr Erfahrung haben, einfach den Mund aufzumachen“.

„Einmal muss Schluss sein“
Ich finde es ehrlich gesagt vollkommen unerträglich, dass wir immer wieder mit solchen Geschichten konfrontiert sind, mit Machtmissbrauch, mit sexualisierter Gewalt, mit verbaler Gewalt“, wird Mayer in der ORF-„ZiB 2“ zitiert. „Es muss jetzt einmal Schluss sein“, so die Staatssekretärin. Obonya, der gemeinsam mit der Schauspielerin Lisa-Lena Tritscher in einem von Pölsler inszenierten „Altaussee-Krimi“ vor der Kamera stand, sagte gegenüber dem ORF: „Ich hätte härter eingreifen können und härter eingreifen müssen.“

Zitat Icon

Ich hätte härter eingreifen können und härter eingreifen müssen.

Cornelius Obonya

Es gibt Leute, „die davon wissen“
Auch Steinhauer, der mit Pölsler bei den „Polt“-Verfilmungen zusammenarbeitete, sagte gegenüber ORF-„Topos“, dass er Tritscher ermutigt habe, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Schauspielerin sei nicht die einzige, von deren Erfahrungen er weiß. Pölsler gehöre „zu jenen Kollegen, die nicht kapiert haben, dass die Arbeitsverhältnisse im Film und am Theater an bestimmte Regeln gebunden sind: an Respekt“, sagte Steinhauer gegenüber der „Kleinen Zeitung“. „Ein großer Teil des Problems in meinen Augen ist, dass es eine Struktur gibt, die das trägt. Dass es Leute gibt, die davon wissen und die, die Hand drüber halten“, kritisierte die Schauspielerin Stefanie Speiser in der „ZiB 2“ etwa Auftraggeber und Produktionsfirmen.

ORF beschäftigt Pölsler nicht mehr
Während der ORF Pölsler seit einigen Jahren nicht mehr beschäftigt, hält Servus TV laut der „Kleinen Zeitung“ an dem Regisseur fest. „Wir gehen mit derartigen Vorwürfen grundsätzlich respektvoll und sorgfältig gegenüber allen Beteiligten um. Wir halten es aber für problematisch, jemanden ohne rechtlich bzw. strafrechtlich relevante Fakten, sondern allein aufgrund der subjektiven Auslegung der Sendungsgestalter - ,Es bleibt ein Verdacht‘ - öffentlich an den Pranger zu stellen“, hieß es demnach seitens des Senders.

Die Vorwürfe, die zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler in der NDR-Doku vor der Kamera formuliert haben, wiegen schwer und reichen von Annäherungsversuchen, Übernachtungseinladungen und heiklen Casting-Situationen. Auch Paulus Manker, gegen den ein Schauspieler und eine Schauspielerin aus seiner „Alma“-Produktion Vorwürfe von körperlichen Attacken erheben, gerät durch die Dokumentation erneut in den Fokus. Sowohl Manker als auch Pölsler standen dem NDR nicht für Stellungnahmen zur Verfügung und ließen die Vorwürfe über ihre jeweiligen Anwälte zurückweisen. Manker bezeichnete die Vorwürfe gegenüber der „ZiB 2“ als frei erfunden.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt