Staatsopern-Premiere

„Animal Farm“: Die Diktatur der Schweine

Kritik
01.03.2024 16:35

Premiere für Alexander Raskatovs Opernversion des George Orwell Klassikers „Animal Farm“ („Die Farm der Tiere“) an der Wiener Staatsoper: eine bejubelte Erstaufführung mit genialen Masken und Kostümen als wunderbare Hingucker!

(Bild: kmm)

Das Publikum staunte bei dieser Staatsopernpremiere der „Animal Farm“ des Russischen Alexander Raskatov (70) nicht wenig: Auf der Bühne quieken, grunzen, murren, wimmern, ächzen Schweine, Pferde, Rinder, bevor sie vom Farmerpaar Jones geschlachtet werden. Doch in den Ställen gärt es. Das Schwein Napoleon ruft zur Revolte, vertreibt die Farmersleute. „Alle Tiere sind gleich“, prangt nun in Leuchtlettern über dem weißen Schlachthaussaal. Blanke Ironie! Napoleon mausert sich zum Stalin der Tierwelt, installiert eine Diktatur der Herrenrasse „Schwein“, einen viehischen Gulag (Bühne: Paolo Fantin), in dem gefoltert und gemordet wird, wie George Orwell es in seinem berühmten Roman beschrieb.

Raskatov und Regisseur Damiano Michieletto gelingt musikalisch, szenisch und optisch - wie schon bei der Uraufführung 2023 in Amsterdam - ein Wurf, präzise, eiskalt, beklemmend (Gekürzt und ohne Pause wäre die Wirkung wohl noch stärker). Alexander Soddy kostet mit dem Staatsopernorchester die kleinteilige, oft fragmentarisch wirkende Musik in prächtigen Farben aus. Die Besetzung stimmt bis in die kleinsten Rollen: Wolfgang Bankl ist der zynisch grausame Drahtzieher und Popanz Napoleon, Gennady Bezzubenkov „Old Major“, ein Lenin-Abziehbild; Michael Gniffke parodiert Trotzki, „Squealer“ Andrei Popov Stalins Handlanger Berio. In einer Sexparodie brillieren die Stute Clover (Margaret Plummer) und Bauer Pilkington (Clemens Unterreiner). Perfekt der Staatsopernchor. Das Publikum war begeistert - besonders von den Tiermasken.

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