Neu lackiert oder neu?

Neues VVT-Busdesign: Pendlerfrust statt Farbenlust

Tirol
01.03.2024 13:00

Das neue Design der Busse des Verkehrsverbunds Tirol (VVT) soll gute Laune vermitteln, das war der Plan. Die Praxis schaut seit dem Fahrplanwechsel weniger fröhlich aus. Das liegt auch an der Kostenfrage.

Liste-Fritz-Mandatar Markus Sint lässt nicht locker mit seiner Kritik am neuen Busdesign des VVT. Wie berichtet, hat allein die Konzeption durch Marketing-Büros 100.000 Euro gekostet. Hinzu kommen laut Sint Kosten für das Neulackieren- bzw. -folieren der ehemals knallgelben Busse. Die Wirtschaftskammer hat diese mit rund 10.000 Euro pro Bus beziffert. Anders verhält es sich bei neuen Bussen. Diese werden gleich im neuen Design bestellt. „Auch hier fallen Mehrkosten an, das ist ja gleich wie beim privaten Pkw, wenn man eine Sonderlackierung bestellt“, sagt Sint.

Lange Umstellungsphase
In Summe rechnet er bedingt durch das neue Design mit rund zwei Millionen Euro zusätzlich bis 2030. So lange dauert nämlich die Umstellungsphase. „Was ja eigentlich an sich schon merkwürdig ist: Wenn das Argument des VVT ein einheitliches Erscheinungsbild ist, so müsste man doch bestrebt sein, dass das Ziel schnell erreicht wird und nicht über einen so langen Zeitraum.“

LA Markus Sint (Liste Fritz) (Bild: Liste Fritz/Friedle)
LA Markus Sint (Liste Fritz)

Verwirrung bei Fahrgästen über verschiedene Farben
Das Nebeneinander von mehreren Designs sorge überdies bei vielen Pendlern für Verwirrung, „das weiß ich auch aus eigener Beobachtung: Viele kennen sich nicht mehr aus. Die Gelben fahren aufs Land, diese simple Regel gilt nicht mehr, wenn das Vorderteil des Busses plötzlich in Pink oder Blau daherkommt!“

Sint: Geld sinnvoller investieren
Sint versuchte, mit schriftlichen Anträgen und dringenden Anfragen im Landtag Licht ins Dunkel zu bringen. Es geht um viel Steuergeld, „das viel besser in Taktverdichtung investiert wäre“, sagt er vor dem Hintergrund des vielfach aufgetauchten Pendlerfrustes.

(Bild: Birbaumer Christof)

WK Tirol übte Kritik: Nicht eingebunden
Die Wirtschaftskammer Fachgruppe Transport und Verkehr, die die Umstellung auf das neue Farbdesign im Vorfeld schwer kritisierte, will dazu keine Stellung mehr beziehen. Die Sache sei gegessen. Wie viele Busse umlackiert worden sind, wisse man nicht.

Zitat Icon

Der VVT färbt keinen einzigen Bus um, der aktuell im Einsatz ist.

Mobilitäts-LR Rene Zumtobel (SPÖ)

Verwirrung um Antwort: Bestellt, nicht geliefert
Darüber gibt eine Anfragebeantwortung durch Mobilitäts-LR René Zumtobel (SPÖ) Auskunft. Demnach fahren von tirolweit 680 Bussen 216 im neuen Design herum. Wie weiter ausgeführt wird, gab es 2021 keine Ausschreibung für Busse im neuen Design, 2022 waren es 166 und 2023 fünf. Und wie viele wurden tatsächlich geliefert? Auch darüber gibt Zumtobels Anfragebeantwortung Auskunft: 2021 Null, 2022 Null, 2023 fünf Stück. Von den 216 mehrfarbigen Bussen müssen demnach 211 neu lackiert worden sein. Oder die Anfragebeantwortung, auf die sich Sint mit seiner Kritik stützt, ist fehlerhaft. Die „Krone“ bat Zumtobel um Aufklärung. Denn er betonte mehrfach: „Der VVT färbt keinen einzigen Bus um, der aktuell im Einsatz ist.“ 

Mobilitäts-LR Rene Zumtobel (SPÖ) (Bild: Christof Birbaumer)
Mobilitäts-LR Rene Zumtobel (SPÖ)

„Keine Umfärbung“
Es handle sich daher beim neuen Fahrzeugdesign nicht um eine „Umfärbeaktion“, betont Mobilitäts-LR René Zumtobel. „Es werden keine vorhandenen Busse umlackiert, sondern lediglich neu angeschaffte Fahrzeuge im neuen Design gestaltet. Die Einführung des neuen Fahrzeugdesigns erfolgt aus ökonomischen Gründen und im Sinne der Nachhaltigkeit schrittweise, sodass spätestens in fünf Jahren 95 Prozent der gesamten Fahrzeugflotte im neuen Design unterwegs sind.“

Anfragebeantwortung unvollständig
Bisher seien 231 Busse im neuen Design bestellt worden, wovon aktuell 216 Neufahrzeuge bereits im Einsatz, 15 Busse aufgrund von Lieferproblemen noch ausständig sind. „171 der 231 Neufahrzeuge wurden im Zuge von neuen Ausschreibungen bestellt, 60 weitere neue Busse wurden losgelöst von Ausschreibungen von den Busunternehmen angeschafft“, erläuterte LR Zumtobel. Das geht aus der Anfragebeantwortung so nicht hervor. LA Sint vermutete daher Umfärbung. 

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