Ex-Wirecard-Manager
Marsalek erhielt in Moskau Identität von Priester
Russische Geheimdienste haben den einstigen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der wegen Veruntreuung von Milliardenbeträgen weltweit gesucht wird, 2020 mit der Identität eines ihm ähnlich sehenden Priesters versorgt. Eine maßgebliche Rolle dafür soll eine Russin gespielt haben, mit der Marsalek bereits 2013 nach Tschetschenien gereist war.
Österreichische Ermittler stufen indes laut einem „Standard“-Bericht zwei Ex-BVT-Beamte mit Kontakten zu Marsalek als „nachrichtendienstliche Zelle“ für Russland ein. Marsaleks Connection zu russischen Geheimdiensten habe 2013 begonnen, schreibt die Zeitung, die gemeinsam mit „Spiegel“, ZDF und der russischen Internet-Nachrichtenseite „The Insider“ in der Causa recherchiert hat.
Das damalige Vorstandsmitglied von Wirecard habe seinerzeit in Russland über einen Deal mit dem Verkehrsbetrieb der Moskauer Metro verhandelt. Ein russischer Geschäftsmann habe ihm als Unterstützerin eine junge Frau mit bewegter Vergangenheit sowie angeblich gutem Draht zur Verwaltung der russischen Hauptstadt vermittelt.
Russische Bekannte als Schlüsselfigur
Natalija S. soll zuvor in einem „Sexfilm“ eine Agentin gespielt haben, die Opfer mit Nervengas tötete. Gemeinsam mit S. sei Marsalek dann auch 2013 nach Tschetschenien gereist, um Verwandte des dortigen Potentaten Ramsan Kadyrow zu treffen. Möglich wurden diese Recherchen laut APA-Informationen insbesondere durch ein großes Leak russischer Flugdaten.
Bei den Feiern zum 30. Geburtstag von S. in Nizza habe Marsalek 2014 schließlich einen Ex-Elitesoldaten namens Stanislaw P. getroffen, der den Ex-Wirecard-Manager an den russischen Militärgemeindienst GRU übergeben habe.
Leitete Ex-Banker einen Spionagering?
Nach Marsaleks Flucht in den Osten im Sommer 2020 habe Natalija S. dann im Herbst 2020 mit einem russisch-orthodoxen Priester, der Marsalek „verblüffend ähnlich“ sehe, in einem Wellnesshotel auf der von Russland okkupierten Krim geurlaubt. Der Ex-Bankier soll anschließend zudem einen Spionagering geleitet haben, der mutmaßlich sogar Entführungen bis hin zu Attentaten in Europa geplant habe, schreibt die Zeitung.
Spionierten Ex-BVT-Beamte für Moskau?
Bisher unbekannt war aber auch, dass österreichische Ermittler zwei ehemalige BVT-Beamte mittlerweile einer „Zelle“ zuordnen, die im Auftrag von Marsalek Geheimnisse nach außen getragen und den eigenen Arbeitgeber sabotiert haben sollen. Nachrichtendienstliche Informationen des BVT sowie jene von westlichen Partnerdiensten seien so am Tisch des Bankiers gelandet, heißt es im Bericht. Beide Ex-Beamte haben in der Vergangenheit diesbezügliche Vorwürfe abstreiten lassen.
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