Sexarbeiterin Sissi ärgert sich im Gespräch mit der „Krone“ über die am Donnerstag angekündigten Maßnahmen von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) nach dem schockierenden Dreifachmord an Prostituierten in Wien. Er will im Rotlichtmilieu Schwerpunktkontrollen durchführen.
Sicherheitsschleusen und verschärfte Bordellkontrollen seien „ein komplett falscher Ansatz“, sagt Sexarbeiterin Sissi im Gespräch mit der „Krone“. Es gebe viele Probleme in der Szene, die angegangen werden sollten, aber „in diesem Bereich kann man nur etwas erreichen, wenn man mit den Beratungsstellen, Selbstorganisationen oder mit den Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, vorher spricht, um überhaupt Verbesserungen einführen zu können“.
Die drei (Anm.: ermordeten Prostituierten) hinterlassen Kinder und Familien.
Sissi, Sexarbeiterin
„Überlebende quält sich mit Selbstvorwürfen“
Die knapp 60-Jährige ist tief betroffen von den schrecklichen Morden an drei jungen Asiatinnen von vergangener Woche, kannte sogar eine von ihnen. „Die drei hinterlassen Kinder und Familien.“ Jene Frau, die sich während der Bluttat in Todesangst in ihrem Zimmer verbarrikadierte, wird Sissis Einschätzung nach sicher nie wieder in der Sexarbeit tätig sein. Die Überlebende quäle sich mit Selbstvorwürfen. „Ich weiß, dass es für sie wahrscheinlich schwierig wird, einen neuen Arbeitsplatz in Österreich zu bekommen“, so Sissi weiter.
Spricht man die Sexarbeiterin auf den „Kunden“ bzw. „Freier“ an, der für die Bluttat verantwortlich ist, sagt sie: „Ich bezeichne ihn gar nicht als Kunden, denn Menschen, die Gewalt in Bordellen ausüben, sind in erster Linie Mörder und keine Freier.“
Freier „sind dümmer geworden“
In ihrer 30-jährigen Erfahrung in der Szene habe sie festgestellt, dass die Kunden im Großen und Ganzen nicht brutaler geworden sind, sondern „dümmer, wie der ganze Rest der Gesellschaft“.
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