Kulturhauptstadt 2025

GO! Kultur ohne Grenzen in Nova Gorica und Gorizia

Kärnten
02.03.2024 15:03

Ein kleiner Berg, um den drei Sprachen gesprochen wurden. Dann teilte ein Stacheldraht die Stadt. Nun wird am grenzenlosen Programm der Kulturhauptstadt 2025 gearbeitet.

Das Autokennzeichen von Nova Gorica und Gorizia lautet GO, und diese Aufforderung findet sich auch im Motto, unter dem dort das Kulturhauptstadtjahr 2025 stehen wird: ,GO! Boderless!‘“, erklärte Wilhelm Deuer, der auf Einladung der Dante Alighieri Gesellschaft im Landesarchiv in Klagenfurt Wissenswertes aus der Geschichte von Görz–einer Partnerstadt von Klagenfurt–vortrug.

Der Neptunbrunnen wurde nach einem Entwurf von Nicolò Pacassi erbaut: Er plante auch das Palais für Erzherzogin Maria Anna in Klagenfurt, die heutige Bischofsresidenz. (Bild: Deuer)
Der Neptunbrunnen wurde nach einem Entwurf von Nicolò Pacassi erbaut: Er plante auch das Palais für Erzherzogin Maria Anna in Klagenfurt, die heutige Bischofsresidenz.

Der kleine Berg
Gorizia (italienisch), Gorica (slowenisch), Gurice (furlanisch), Görz (deutsch) bedeutet kleiner Berg. „Auch in Kärnten kennen wir solche Orte wie Görz bei Paternion, Görzberg bei Gensau oder Görzwinkel. Und der Hügel war auch in Görz in Italien wichtig, um zur Verteidigung der Siedlung am Schnittpunkt der alten Handelswege eine Burg zu errichten“, so der Historiker Deuer. Im Jahr 1001 wurde erstmals eine Villa, also ein großer Gutshof oder ein kleines Dorf dieses Namens urkundlich erwähnt.

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Triest entwickelte sich zum Zentrum, Görz zum ,Winterfrische‘- Ort, zum ,Nizza des Nordens‘. 1906 wurde die Wocheinerbahn eröffnet, vor deren Endstation ab 1947 die Staatsgrenze verlief. Nun ist dort der Europaplatz mit symbolisch gebrochener Grenze.

Wilhelm Deuer, Historiker, Austria Guide

Wilhelm Deuer, Historiker, Austria Guide (Bild: Christina Natascha Kogler)
Wilhelm Deuer, Historiker, Austria Guide

Die Grafen von Görz, die das Gebiet als Lehen vom Patriarchen von Aquileia erhalten hatten, nahmen 350 Jahre eine wichtige Rolle ein. Sie hatten auch Besitz in Oberkärnten und Osttirol; ihre letzte Residenz war Schloss Bruck bei Lienz, wo der letzte Graf aus dem Geschlecht, Leonhard von Görz, mit Paola Gonzaga lebte. „Er galt als äußerst derb: 1485 in Dölsach glaubte er, die sanfte Firmung des Bischofs retten zu müssen, und gab den Firmlingen grobe Ohrfeigen“, berichtet Deuer.

Den Mittelpunkt der künftigen Kulturhauptstadt Europas wird der  KHE-Distrikt bilden, der auf dem etwa einen Kilometer langen Grenzstreifen zwischen den ehemaligen Zollämtern entstehen wird. Das Gebiet wird einen Veranstaltungs- und Begegnungszentrum für das Kulturhauptstadtjahr bilden. (Bild: Kulturhauptstadt2025)
Den Mittelpunkt der künftigen Kulturhauptstadt Europas wird der  KHE-Distrikt bilden, der auf dem etwa einen Kilometer langen Grenzstreifen zwischen den ehemaligen Zollämtern entstehen wird. Das Gebiet wird einen Veranstaltungs- und Begegnungszentrum für das Kulturhauptstadtjahr bilden.

Paola Gonzaga, deren Brauttruhen in Millstatt und im Kärnten Museum verwahrt werden, hingegen soll feinsinnig gewesen sein. „Es ist also nicht verwunderlich, dass sie ihm durchging. Sie verschwand aber völlig. Man vermutet, sie starb in Abano, doch dafür gibt es keinen Beweis.“

Wussten Sie schon...

... dass Elvine de La Tour, die mit ihrem Nachlass die gemeinnützige Evangelische Stiftung de La Tour in Treffen am Ossiacher See begründet hat, in Görz geboren wurde? Am 8. Dezember 1841.

...dass Görz eine bekannte Verlagsstadt war? In Görz hat auch ein gewisser Giacomo Casanova ein Buch verlegt.

...dass im Kloster Castagnavizza bei Görz der Mönch Stanislav Škrabec, ein bedeutender slowenischer Linguist und Grammatiker des 19. Jahrhunderts, eine herausragende Klosterbibliothek hinterließ?

Dann interessieren sich die Habsburger und die Venezianer für Görz, wo damals drei Sprachen erklangen– furlanisch, slowenisch und deutsch. Heute noch sind neben der Burg auch die Kirchen, das nahe Kloster Castagnevizza, einige Palais und Schlösser in der Umgebung sehenswert.

Grenzenloses Programm 2025

Kulturhaupststadt Europas 2025: Nova Gorica und Gorizia. Infos & Programm: www.go2025.eu

Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg war in Görz viel zerstört worden, was teilweise wieder aufgebaut werden konnte. 1947 wurde die neue Grenze zwischen Italien und Jugoslawien quer über die Piazza Transalpina bei der Endstation der Wocheinerbahn gezogen–bis 1954 mit Stacheldraht, später mit einem Betonpfeilerzaun. Auf der jugoslawischen Seite entstand die Stadt Nova Gorica.

Längst ist der Eiserne Vorhang Geschichte und man setzt auf das Miteinander; besonders im Kulturhauptstadtjahr 2025, wo es heißt: „GO! Borderless!“

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