Frust in Afghanistan

Taliban-Boss: “Al-Kaida ist eine Plage”

Ausland
11.07.2012 17:26
Ein hochrangiger Taliban-Kommandant hat in einem Interview seinem Ärger über die Glaubensbrüder der Al-Kaida Luft gemacht. "Unsere Mitkämpfer sind eine Plage des Himmels", so der Extremist gegenüber dem britischen "New Statesman". An einen Sieg über die Besatzer aus den USA glaubt er nicht mehr.

Laut dem Interview sei die Mehrheit der Talibankämpfer unglücklich über das Bündnis mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida. "Mindestens 70 Prozent der Taliban sind wütend auf Al-Kaida", sagte der Mullah, der als einer der erfahrensten überlebenden Taliban-Kommandanten und als Vertrauter der Taliban-Führung beschrieben wurde. "Um ehrlich zu sein, war ich über den Tod von Osama bin Laden sogar erleichtert. Mit seiner Politik hat er Afghanistan zerstört", hieß es in dem Interview. "Hätte er wirklich an den Dschihad geglaubt, hätte er nach Saudi-Arabien gehen und den Krieg dort führen sollen."

Überraschend gestand der Kommandant außerdem ein, dass die Aufständischen in Afghanistan keine Aussicht auf einen Sieg haben. "Es bräuchte eine göttlichen Intervention für die Taliban, um diesen Krieg noch zu gewinnen", sagte der Anführer. Die genaue Identität des Kommandanten wurde in dem vom ehemaligen UNO-Gesandten in Afghanistan, Michael Semple, geführten Interview nicht genannt.

"Das Kräfteverhältnis ist offensichtlich"
"Es liegt in der Natur des Krieges, dass beide Seiten gewinnen wollen. Doch das Kräfteverhältnis ist offensichtlich", sagte der Mullah. Aufgeben würden die Aufständischen dennoch nicht, denn die Anführer würden die Aussichtslosigkeit des Kampfes niemals eingestehen, sagte der Mann. "Solange unser oberster Anführer Mullah Omar am Leben ist, werden die Taliban bereit sein, ihm in seinen Kampf zu folgen."

Die Taliban waren 1996 in Kabul an die Macht gelangt. Als das mit ihnen verbündete Terrornetzwerk Al-Kaida am 11. September 2001 die USA attackierte, wurden die Taliban jedoch von der US-Armee und der verfeindeten Nordallianz gestürzt. Seitdem führen sie einen blutigen Guerilla-Krieg gegen die afghanische Regierung von Präsident Hamid Karzai und die rund 130.000 NATO-Soldaten, die zur Stabilisierung des Landes in Afghanistan stationiert sind.

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