Über 100 Festnahmen

Russen riskieren alles für Nawalny-Verabschiedung

Ausland
01.03.2024 18:23

Tausende Menschen haben dem getöteten Kreml-Gegner Alexej Nawalny am Freitag in Moskau die letzte Ehre erwiesen – obwohl sie wussten, dass sie damit Leib und Leben in Gefahr brachten. Aber auch in anderen russischen Städten zeigten sie an öffentlichen Plätzen ihre Trauer. Mittlerweile werden immer mehr Verhaftungen bekannt.

„Auf zum Friedhof“, schrie ein Mann am Kirchenzaun in Moskau. Eine gewaltige Menschenmenge drängte sich am reichlichen Polizeiaufgebot vorbei. Dabei waren die Sicherheitskräfte ausgerüstet bis zum Gehtnichtmehr – mit Sturmhauben, Helmen, Schlagstöcken und Knieschützern. Jede Menge Gefangenentransporter standen bereit, berichtet das Exilmedium „Meduza“. Den Schilderungen nach zeigten sich die Leute davon jedoch unbeeindruckt und riefen überzeugt: „Helden sterben nicht!“

Mittlerweile ist klar: Wie bereits befürchtet worden war, wurden viele Menschen verhaftet. Die Nichtregierungsorganisation OWD-Info zählt landesweit über 128 Festnahmen im Zusammenhang mit den Trauerbekundungen. Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es deutlich mehr Verhaftungen geben könnte. OWD-Info verzeichnet nur jene Festnahmen, die eindeutig überprüfbar sind und wo die Namen der Betroffenen offengelegt werden können.

Die meisten Festnahmen habe es in Nowosibirsk gegeben, erklärte die Organisation am Freitag im Onlinedienst Telegram. Sie seien in einem Gefangenentransporter weggebracht worden – nur, weil sie Blumen niedergelegt hatten. 17 Menschen wurden demnach in Moskau von der Polizei abgeführt:

Polizei wollte Journalisten anwerben
Der unabhängige russische Journalist Wassili Polonski, der aller Gefahren zum Trotz weiterhin in Moskau tätig ist, berichtete den ganzen Tag live vor Ort über Nawalnys Beerdigung.

Auch er wurde laut BBC Russia festgenommen. Mittlerweile ist er allerdings bereits wieder ein freier Mann. Wie er verrät, hätten ihn die Polizisten gezwungen, ihnen sein Handy zu zeigen. Die Sicherheitskräfte hätten sogar versucht, ihn anzuwerben und Aufnahmen von ihm zugespielt zu bekommen.

Kreml fühlt sich noch immer bedroht
Nawalny macht den Machtapparat somit auch nach seinem Tod noch äußerst nervös. Denn Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des Oppositionsführers gegen den russischen Präsidenten protestieren könnten. Nach Angaben von OWD-Info wurden seit Nawalnys Tod bereits 400 Menschen bei Trauerkundgebungen für den Kreml-Kritiker festgenommen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte am Freitag, dass jeder Bürger die Verantwortung trage für eine Teilnahme an nicht erlaubten Aktionen auf der Straße. Zugleich antwortete er auf die Frage eines russischen Journalisten, ob der Kreml etwas zum Tod Nawalnys zu sagen habe mit: „Nein, nichts.“

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