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Selbstgefälligkeit | Kein Grund zum Jubel

Selbstgefälligkeit. Sie machen sich sehr ernste Sorgen um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und Europas–ein roter Ex-Politiker, der längst zum erfolgreichen Industriellen mutiert ist und ein schwarzer Ex-Politiker, der jetzt die Wirtschaftskammer führt, nehmen sich im „Krone“-Interview kein Blatt vor den Mund. Selbstgefälligkeit habe dafür gesorgt, „dass wir das digitale Zeitalter versäumen“, kritisiert Hannes Androsch im gemeinsamen Interview mit WKO-Chef Harald Mahrer und fügt an: „Der Kontinent hat sich in Abhängigkeit von China absatz- wie importmäßig begeben–von Medikamenten bis zu Windturbinen.“ Androsch sieht vor allem in Deutschland und Österreich „massive Struktur- und Konjunkturprobleme“, wir gefährden, findet er, „unseren Wohlstand und fahren die Staatsfinanzen an die Wand“. Harald Mahrer meint im Interview mit „Krone“-Wirtschaftschef Rainer Nowak, dass Europa zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei, auch er spricht von Selbstgefälligkeit–und dass sich Europa auch in der technologischen Leistungsfähigkeit überschätze. Während Ex-SPÖ-Finanzminister Androsch von einer „gefährlichen Strukturversteinerung“ spricht, fordert Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Mahrer ein „klares Zukunftsprogramm, bei dem die Menschen sagen, da gehe ich mit.“ Ja, darauf warten wir–auch bei seiner Partei.

Kein Grund zum Jubel. Das Vertrauen in die Politiker wächst–wenn man sich den neuesten APA-OGM-Vertrauensindex ansieht. Dieser fragt das Vertrauen in die wichtigsten Regierungs- und Oppositionspolitiker ab. Tatsächlich haben sich einige der Politiker dabei gegenüber der Umfrage aus dem Dezember 2023 verbessert. Dazu muss man aber wissen, dass in dieser vorletzten Umfrage für einige Politiker absolute Tiefstwerte ausgewiesen worden waren. Bundeskanzler Karl Nehammer etwa war damals auf einen Saldo von minus 32 Prozent geplumpst–der schlechteste je für einen Bundeskanzler ausgewiesene Wert. Jetzt hat sich Nehammer auf minus 29 Prozent leicht verbessert–was noch immer tief unter seinen früheren Werten liegt: vor zwei Jahren etwa erreichte er noch einen Saldo von plus 4 Prozent, vor einem Jahr immerhin minus 17. Über eine Verbesserung „freuen“ darf sich auch ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: Er bleibt hinter Herbert Kickl im untersten Kellergeschoß, hat seinen Minuswert aber von 66 auf 61 Prozent reduziert… An der positiven Spitze residiert weiter Alexander Van der Bellen: jetzt mit einem Positivsaldo von 22 Prozent, zuletzt waren es 17, vor einem Jahr waren es auch 22, im Herbst 2021 aber noch 42 Prozent. Grund zum Jubel über steigendes Vertrauen wäre also nicht angebracht.

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