119 Gemeinden wählen am 10. März ihren Ortschef. Drei von ihnen erzählen, warum sich immer weniger Kandidaten finden.
„Für jeden, der sich aufstellen lässt, muss klar sein: Bürgermeister ist man 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche“, macht Günther Mitterer (ÖVP) keinen Hehl aus seinem Arbeitspensum. Der 64-Jährige weiß, wovon er spricht. Er ist seit 2003 das Oberhaupt von 11.500 Einwohnern in St. Johann. Nach 20 Jahren tritt er heuer nicht mehr zur Wahl an.
„Es wird schwieriger, Kandidaten zu finden, die sich zur Wahl stellen“, sagt er in seiner Rolle als Präsident des Gemeindeverbandes, der Interessensvertretung für die 119 Gemeinden im Land. „Es hat sich viel verändert, die Ansprüche an das Amt werden größer.“ Das schrecke ab.
Ein Kandidat sollte sich überlegen, ob er über Jahre so viel leisten kann, wie er sich vorstellt. In großen Gemeinden ist es mehr als ein Vollzeitjob.
Martin Promok, Bürgermeister Annaberg-Lungötz
Vor Menschen zu sprechen, ihnen zuzuhören und auf sie zuzugehen ist genauso wichtig wie das Fachliche, um „sicher arbeiten zu können“. Der Ortschef hat die Verantwortung für die Finanzen und das Personal und kann als Verwaltungschef juristisch belangt werden. „Wenn Bauprojekte Probleme verursachen und der Bürgermeister stellte die Baubescheide aus, kann er dafür haftbar gemacht werden“, erklärt Martin Huber vom Gemeindeverband.
Mit Gelassenheit in den Einsatz rund um die Uhr
Mitterer erinnert sich an die Zeit, als er neu im Amt war. Es fiel ihm schwer, mit dem Druck umzugehen. „Ich musste einen Weg finden, abzuschalten und die Probleme nur bis zu einem gewissen Punkt herankommen zu lassen, nicht weiter“, blickt er zurück.
Wer das Amt antritt, entscheide sich damit auch gegen eine Karriere in der freien Wirtschaft. „Bei zwei Amtsperioden ist man für zehn Jahre raus aus dem Arbeitsleben“, gibt Mitterer zu bedenken. Der Wiedereinstieg sei schwer. Eine finanzielle Absicherung gibt es nur ein Jahr lang.
Einzelkämpfer stellen sich Wahl
Daher ist es mancherorts schwierig, Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 10. März zu finden. In Annaberg-Lungötz ist Martin Promok (ÖVP) alleine auf weiter Flur. Der fehlende Gegenkandidat sei „für den politischen Wettbewerb nicht gut“, meint Promok. Nur einen Gegner hat Johann Habersatter (Liste Habersatter) in Untertauern nach 30 Jahren als Bürgermeister. Florian Holleis (GFUO) fordert ihn heraus. „Das Amt ist oft schwierig und sehr zeitaufwendig. Man muss Freude daran haben“, erklärt Habersatter die fehlende Konkurrenz.
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