Erst haben sich die Verantwortlichen der Hypo Vorarlberg zu den drohenden Millionenverlusten im Zuge der Signa-Pleite ausgeschwiegen, nach einem Sturm der Entrüstung wurde dann am Freitagabend doch noch eilig eine Pressekonferenz einberufen. Deren Gehalt war freilich überschaubar.
Die Vorwürfe wiegen schwer: Bis zu 131 Millionen Euro könnte die Vorarlberger Landesbank aufgrund der Signa-Pleite in den Sand gesetzt haben, unter anderem auch deshalb, weil man es bei der Vergabe der Kredite in Sachen Besicherung nicht allzu genau nahm. Diesen Eindruck versuchten die Vorstände Michel Haller und Wilfried Amann am Freitagabend zu verwischen: „Wir haben Kredite nur zu marktüblichen Konditionen und mit entsprechenden Besicherungen vergeben“, sangen die beiden im Chor.
Haller wollte betont wissen, dass man entgegen dem in Medien gezeichneten Bild keineswegs Darlehen in Millionenhöhe unbesichert gewährt habe: Besicherungen könnten in verschiedener Form vorliegen, etwa auch als Garantien, Bürgschaften oder verpfändeten Geschäftsanteilen. In solchen Fällen sei das aber nicht öffentlich ersichtlich. „Gewisse Sicherheiten sind im Meldewesen nicht zu sehen“, so Haller. Dieser Umstand erkläre auch, warum die Österreichische Nationalbank immerhin 61 Prozent aller Hypo-Kredite an die Signa-Gruppe als „unbesichert“ einstuft habe, so der Hypo-Vorstand. Hätte die Vorarlberger Landesbank tatsächlich eine derart hohe Rate an Risikokrediten an das Seifenblasen-Universum des Tiroler Immobilienzockers René Benko vergeben, wäre das der einsame Spitzenwert unter den österreichischen Geldinstituten. Das ist ein Titel, den man sich besser nicht ans Revers heftet. Wie diese ominösen Sicherheiten - ein Picasso vielleicht, ein Rennpferd oder eine Sammlung edler Nerzmäntel? - im Falle von Signa nun konkret aussehen, verriet Haller mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht.
Stellt sich konsequenterweise die Frage, ob diese Sicherheiten auch im Falle einer Insolvenz noch ihre Gültigkeit haben? Auch diesbezüglich blieben die beiden Herren eine klare Antwort schuldig. „Bei einem Kunden, bei dem man in die Verwertung geht, weiß man erst am Schluss, was herauskommt“, sagte Amann nur allgemein. Das klingt wie die Einschätzung eines Proktologen und stimmt nicht unbedingt hoffnungsfroh.
Generell kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Vorstände der Hypo Vorarlberg den Himmel deutlich blauer malen, als er tatsächlich ist. Denn Fakt bleibt, dass das Geldinstitut gleich mehrfach von den Aufsichtsbehörden vor Kreditgeschäften mit der Signa gewarnt worden war, auch intern sollen diese Deals nicht unumstritten gewesen sein. Und Tatsache ist ebenfalls, dass andere Banken viel früher die Notbremse gezogen haben. Spätestens mit Abschluss des Insolvenzverfahrens wird feststehen, wie groß der Schaden tatsächlich ist. Und dann wird womöglich auch über die eine oder andere Personalie geredet werden müssen...
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