Unterwasser-Tiefgaragen für Fahrräder, Speed-Dating in Sachen Klimaschutz und Erkenntnisse über maßnahmenbereite Bürger und Bürgerinnen - all das bot der „KlimaDialog“.
Unerprobte Veranstaltungsformate bringen immer eine gewisse Spannung mit sich, so auch der „KlimaDialog“, der am Donnerstag im Bregenzer Festspielhaus über die Bühne ging. Veranstalter war das Bundesministerium für Umweltschutz in Zusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg. Ziel des Events: Austausch und Vernetzung. Zwei durchaus inflationär gebrauchte Worthülsen, die aber im Festspielhaus mit Leben gefüllt wurden.
So standen den Besuchern etwa 35 Personen als Klima-Dates zur Verfügung. Im Acht-Minuten-Takt konnte man sich das Klimaschutzkonzept unterschiedlichster Player erklären lassen - oder gleich in hitzige Diskussionen einsteigen. Vertreten waren unter anderem das Energieinstitut, große Vorarlberger Unternehmen, der Verkehrsverbund, der Verein für Bodenfreiheit und die Caritas. Aber auch ein Glaziologe, Vorarlbergs Naturschutzanwältin und Vertreter von „Extinction Rebellion“ stellten sich den Fragen des Publikums.
Echte Begeisterung statt Pflichtgefühl
So erfuhr man, wie einer der größten Arbeitgeber des Landes, der Beschlägehersteller Blum, seine Mitarbeiter dazu bringt, das Auto stehen zu lassen und sich umweltfreundlicher in die Arbeit zu begeben. Etwa mit gratis Jobrädern - über 3000 Stück stehen zur Verfügung - oder in Fahrgemeinschaften. Wer mitmacht, wird belohnt: mit Eco-Points, die dann für Gutscheine eingelöst werden können. Katharina Schön, bei Blum für Nachhaltigkeit zuständig, verrät das Zaubermittel, mit dem die Mitarbeiter motiviert werden: „Wir vermitteln vor allem Begeisterung für das Thema.“
Jeder Mensch ist täglich zwischen 70 und 90 Minuten unterwegs in der Welt. Diese Zeitspanne hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert, nur die zurückgelegten Kilometer sind mehr geworden.
Johan Diepens, Mobilitätsexperte aus den Niederlanden (Mobycom)
Auch Institutionen, die man vorrangig vielleicht nicht mit Klimaschutz in Verbindung bringt, waren am Donnerstag vertreten, so auch die katholische Kirche: Jürgen Mathis wusste von der „Schöpfungsverantwortung“ zu berichten, die sich die Kirche zur Aufgabe gemacht habe. Mathis erläuterte, dass der Umgang mit der Natur, Gerechtigkeit, Wohlstand, Armut und Solidarität Hand in Hand gingen und nicht losgelöst von einander zu betrachten seien.
Der zweite Teil des Abends war Impulsvorträgen gewidmet. Beeindruckend waren die Ausführungen des Mobilitätsexperten Johan Diepens aus den Niederlanden, der etwa von einer riesigen Tiefgarage berichtete, die jüngst direkt beim Amsterdamer Hauptbahnhof für 60 Millionen Euro gebaut worden ist. Ausschließlich für Fahrräder, und zwar 11.000 davon. Der Clou: Die Garage liegt unter Wasser. Von den Stellplätzen gelangen die Radler direkt und unkompliziert zu den Zügen. Das Wichtigste bei solchen Infrastrukturprojekten seien laut Diepens Qualität, Benutzerfreundlichkeit und Sauberkeit.
Klar formulierte er auch, dass Mobilität immer ein Teil von uns sein werde. Die Frage sei nur, wie man diese ausgestalte. In den Niederlanden scheint das Bewusstsein für Klimaschutz in Bezug auf Mobilität jedenfalls hoch zu sein. Die extrem gut ausgebaute Rad-Infrastruktur (Langstrecken inklusive) eröffnete den Holländern sogar ein eigenes Tourismus-Segment, nämlich den Rad-Urlaub.
Politik hinkt der Bevölkerung hinterher
Klar ist aber, dass es den politischen Willen für solche Strategien braucht. Dass die Bürger und Bürgerinnen dafür längst bereit wären - zumindest ein Großteil davon -, zeigt ein Forschungsprojekt, das Stefanie Peer von der Wirtschaftsuni Wien vorstellte. Mittels einer App konnten die Studienteilnehmer entscheiden, welche Klimaschutzmaßnahmen sie mittragen würden. Darunter waren auch angeblich so unbeliebte Vorschläge wie Temporeduktionen auf der Autobahn. Die klare Message von Peer an die Politik lautete daher: „Mehr Mut zur Umsetzung!“
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